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Frage von Benjamin B. •

Frage an Eberhard Gienger von Benjamin B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Gienger,

Sie haben sich in der Vergangenheit verschiedentlich für eine Laufzeitverlängerung von AKWs ausgesprochen. Sie meinen, Deutschland dürfe sich nicht auf ein ideologisches Abstellgleis stellen, während international eine Renessaince der Kernenergie stattfinde. Sie argumentieren, dass die Expertise hierzulande international einen hohen Marktwert hat, den es schade wäre zu verschenken.

Meine Frage dazu lautet: Warum kaprizieren Sie ihre energiepolitischen Vorstellungen so sehr auf Kernenergie? Wie stehen Sie zu Alternativen, die ebenfalls auf Expertenwissen aus Deutschland angewiesen sind und KEIN Restrisiko in sich tragen?

Ich verweise auf eine Greenpeace-Studie, die zuletzt das erstaunliche Potential solarthermischer Kraftwerke belegt. Darin heißt es: "Bis 2050 könnten Solarkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 1.500 Gigawatt gebaut werden. Sie könnten jährlich 7.800 Terrawattstunden sauberen Strom erzeugen - das ist drei Mal so viel Strom, wie zurzeit alle Atomkraftwerke der Welt gemeinsam produzieren!" ( http://www.greenpeace.de/themen/energie/nachrichten/artikel/wuestenstrom_von_der_vision_zur_wirklichkeit-1/ ).Diese Kraftwerke sind keine Wunschgebilde, sondern eine ausgereifte Technologie und jetzt realisierbar.

Abseits von ideologischen Scheuklappen (Ihren und meinen): Warum setzen Sie sich für eine Technologie ein, die hochgiftigen Müll produziert für den noch kein Endlager gefunden ist, anstatt eine saubere Lösung wie die oben genannte zu unterstützen? Wie stehen Sie zu solarthermischen Kraftwerken?

Mit freundlichen Grüßen,
Benjamin Borgerding

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CDU

Sehr geehrter Herr Borgerding,

aus meiner Sicht brauchen wir die Kernenergie weiterhin als Brückentechnologie. Deshalb spreche ich mich für eine Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken aus, damit wir Zeit gewinnen für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Es macht keinen Sinn, Kernkraftwerke, die höchsten Sicherheitsanforderungen genügen, vorzeitig vom Netz zu nehmen. Insoweit halte ich an meiner Position fest. Deutschland verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Kerntechnik. Unsere Kraftwerke sind sicher, unsere Ingenieurleistungen weltweit gefragt.

Generell setze ich, wie auch die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, auf einen breiten Energiemix.

Die Anteile der Energieträger am deutschen Primärenergieverbrauch sind
breit verteilt: 22 % Kernenergie, 24,5 % Braunkohle, 22,8 % Steinkohle, 11,7 % Erdgas,
13,6 % Erneuerbaren Energien, 5,3 % Sonstige.
Im Grundlastbereich, der permanent erforderlichen Strombereitstellung, steuert die
Kernenergie mit 45 % nahezu die Hälfte bei, die Braunkohle mit über
49 % die zweite Hälfte, Laufwasser mit einem Anteil von 6 % den Rest. Genau hier sehe ich auch noch einen Nachteil der erneuerbaren Energien.

Erneuerbare Energien haben allerdings das größte Zukunftspotenzial. Sie sind klimaneutral und bieten sichere Energiequellen. Unser Ziel ist der gezielte,
wirtschaftlich optimale Ausbau regenerativer Energien, auch weil sie
dank des hohen Exportniveaus auf dem Weg zu einer Schlüsselbranche
der deutschen Wirtschaft sind. Inzwischen arbeiten mehr als 200.000
Menschen in diesem Sektor, die Tendenz ist steigend.

Zu Ihrer Frage nach solarthermischen Kraftwerken:

Sonnenwärmekraftwerke haben recht hohe Wirkungsgrade, allerdings ist zurzeit noch das Problem der hohen Betriebs- und Wartungskosten gegeben. Auch habe ich mir bei einer Anhörung erklären lassen, dass sie nur in besonders sonnenreichen Regionen wirtschaftlich einsetzbar sind. Das ist zum Beispiel in den Wüsten Nordafrikas oder einigen Teilen von Südeuropa der Fall. Nach meinen Informationen wäre unter den momentan technisch möglichen Mitteln der Stromverlust beim Transport noch zu hoch, die Idee finde ich aber gut und ein solches Konzept hätte auch meine Zustimmung.

Mit freundlichen Grüßen
Eberhard Gienger