Frage an Dora Heyenn von Wolfgang G. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Heyenn,
Sie schreiben klar in Ihrem Programm, dass Sie gegen eine Elbvertiefung sind!
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Hamburger Hafens weiter vor, wenn in ein paar Jahren keine der größeren Schiffe mehr Hamburg anlaufen können!
Ansonsten, hoffe ich auf stetigen Stimmzuwachs der Linken!
MfG
Wolfgang Gundelach
HPA Hamburg
Sehr geehrter Herr Gundelach,
es wäre die 7. Vertiefung der Elbe seit 1909. Mit der Folge, dass die Deiche immer wieder erhöht werden mussten, weil die steigende Fließgeschwindigkeit für immer höhere Wasserstände gesorgt hat.
Zurzeit ist die Elbe für Schiffe mit einem Tiefgang von 12,50 Meter jederzeit und tideunabhängig bis Hamburg befahrbar.
Als Argument für die weitere Vertiefung der Elbe werden von den Befürwortern hauptsächlich volkswirtschaftliche Gründe angeführt. Die Hafenplaner argumentieren mit enormen Zahlen von Arbeitsplätzen, ca. 150 000 Jobs sollen vom Hafen abhängig sein. Kritiker bezweifeln diese Zahlen, die nie offengelegt wurden. Eine aussagekräftigere Statistik bietet stattdessen Rotterdam, dort werden dreimal mehr Güter als in Hamburg umgeschlagen. Im Jahr 2003 wurden dort 58.739 Arbeitsplätze gezählt, 2.818 weniger als im Jahr 2000. Wenn die Behörde für Wirtschaft und Arbeit (BWA) seriös zählen würde, käme man sicherlich auf sehr viel weniger Arbeitsplätze. Die Tendenz ist, dass in allen Häfen schneller rationalisiert wird als der Umschlag wächst.
Bei der erneuten Vertiefung der Elbe geht es darum, Großreedereien eine Fahrt mit möglichst voller Ladung auch bei tidebedingtem Niedrigwasser zu ermöglichen. Bisher gab es kaum Probleme mit dem Tiefgang, weil z.B. die Frachter aus Asien zuvor in anderen Häfen Ladung löschen und so nicht mehr voll beladen die Elbe befahren. Warum Großreedereien und Logistik-Konzerne trotzdem die Elbvertiefung fordern, liegt daran, dass sie flexibler zwischen den Häfen disponieren wollen. Vereinzelt auf die Flut wartenden Großcontainerschiffen würden Wartezeiten sparen und die Profite weniger Großreedereien und Logistik-Konzerne vergrößern. Die Kosten der Vertiefungsmaßnahmen in Höhe von mind. 300 Mio. Euro müssen von der öffentlichen Hand bezahlt werden Statt einer erneuten Elbvertiefung ist ein Gesamtkonzept in der Hafenpolitik erforderlich. Die drei norddeutschen Seehäfen Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg sollten zusammenarbeiten und sich auf ihre jeweiligen Stärken konzentrieren. Arbeitsteilung und intelligente logistische Konzepte sind hier gefragt
Es gibt aus ökologischen und volkswirtschaftlichen Sicht gute Gründe, eine erneute Elbvertiefung abzulehnen.