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Dirk Willing
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Frage von Susanne G. •

Frage an Dirk Willing von Susanne G. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Hallo Herr Willing,

bei Ihnen geht es immer nur um Sozialismus. Der Sozialismus ist doch schon in der DDR gescheitert. Warum sollen denn alle Menschen gleich gemacht werden?

Wenn z. B. alle Menschen gleich viel verdienen, warum sollte sich einer mehr anstrengen als der andere?

Warum ist für Sie der Sozialismus die bessere Gesellschaftsform - in der sozialen Marktwirtschaft wird man doch belohnt, wenn man sich anstrengt, im Sozialismus wird man belohnt, wenn man sich ausruht, oder?

Faulheit für alle kann doch nicht das Ziel sein?

Portrait von Dirk Willing
Antwort von
MLPD

Liebe Frau Goebler,

das kapitalistische System hat heute Hunderte Millionen Menschen zu Untätigkeit verdammt, weil sie arbeitslos oder unterbeschäftigt sind. Es gibt Leute mit harten Vollzeitjobs, die davon nicht leben können, oder solche mit 3 und 4 Mini-Jobs, die am Ende auf Hartz IV - Niveau landen. Dass in der sog. "sozialen Marktwirtschaft" derjenige belohnt würde, der sich anstrengt, ist eine Mär, eine Lebenslüge dieses Systems. Wie sehr haben sich die Manager, die Aktienhändler angestrengt, die an der gegenwärtigen Krise noch reich wurden?

Der Sozialismus hat das Prinzip "jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung". Eine Gleichmacherei ist dem Sozialismus fremd. Das ist im Gegenteil ein typisches Vorurteil des Antikommunismus. Der Sozialismus ist aber eine Übergangsgesellschaft. Wenn die Denkweise von Jahrtausenden Ausbeutergesellschaften überwunden sein wird, kann zum Prinzip "jedem nach seinen Bedürfnissen" übergegangen werden. Ich gehe davon aus, dass die Arbeit die Natur des Menschen ausmacht und die Arbeit dann zum ersten Lebensbedürfnis geworden sein wird.

In der DDR - wie auch in allen anderen ehemals sozialistischen Ländern - ist nicht der Sozialismus gescheitert. Nach den ersten hoffnungsvollen wie schweren Aufbaujahren wurde die Idee des Sozialismus verraten und die Gesellschaft der DDR in einen bürokratischen Kapitalismus neuen Typs verwandelt. Die Herrschaft hatte nicht mehr die Arbeiterklasse, sondern eine Bürokratie an der Parteispitze, die ihren Charakter geändert hat.

Wenn Sie sich näher mit dieser Frage befassen möchten, empfehle ich ihnen das Büchlein "Sozialismus am Ende?" von Willi Dickhut, das sich mit der Entwicklung der DDR sehr konkret und anschaulich befasst und Schlüsse für einen künftigen neuen sozialistischen Anlauf zieht.

Mit herzlichen Grüßen
Dirk Willing