Frage an Dirk Stettner von Mike S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Stettner,
Da Sie für die Einführung von Studiengebühren
eintreten, würde mich interessieren, ob Sie auch eine Vorstellung haben, wie die Studenten das ohne eigenes Einkommen finanzieren sollen?
Ich finde ihren Vergleich mit dem Meisterlehrgang nicht passend, im Unterschied zum Studium wird ein Meisterlehrgang nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung besucht,sodass auch die Möglichkeit besteht auf ein eigenes Einkommen zurückzugreifen um diesen Lehrgang zu finanzieren.
Der Gedanke verschuldet ins Berufsleben zu starten, ruft mit Sicherheit sehr viele Ängste bei den Studenten hervor, was nicht unbedingt zu einem schnelleren und besseren Studienabschluss führt,eher im Gegenteil, einerseits werden sich viele Abiturienten aus finanziellen Gründen gegen ein Studium entscheiden,andererseits werden Studenten noch mehr als jetzt neben dem Studium arbeiten müssen um die Schulden so gering wie möglich zu halten, dies wird sich wiederum in den Studienleistungen wiederspiegeln.
Soll das Studium wirklich nur zu einem Luxus der Reichen werden?
MfG Mike Schönholz
Sehr verehrte Frau Schönholz,
wenn wir weiter die Augen davor verschließen, dass unsere Bildungseinrichtungen nicht oder nur eingeschränkt die Rahmenbedingungen bieten, die Studenten für eine qualifizierte Lehre benötigen, dann wird es eine ordentliche Hochschulausbildung bald wirklich nur noch für unsere betuchteren Mitbürger geben - nämlich an Privatuniversitäten, die man sich wirklich leisten können muß.
Dies kann und darf aber kein Ziel bürgerlicher Politik sein und ist auch nicht mein Ziel. Warum sollte es nicht ähnlich dem BAföG - Modell möglich sein, Studiengebühren zwischenfinanziert zu bekommen und diese Investition, wenn der ehemalige Student sich in einem Erwerbsverhältnis befindet, in angemessenen Raten wieder zurückzuzahlen?
Ein junger Mensch, der sich entscheidet zu studieren, investiert in seine Zukunft - Zeit und dann auch Geld in Form eines Darlehens bei Bedarf. Dieser junge Mensch hat Anspruch auf ordentliche Rahmenbedingungen und diese können u.a. durch die Studiengebühren an der Uni geschaffen werden.
Ich glaube nicht, dass der Vergleich mit den Meisterlehrgängen hinkt - auch hier handelt es sich um eine Investition in die persönliche Zukunft. Warum sollte ich einen Handwerker und einen Studenten unterschiedlich behandeln?
Wenn wir nun noch betrachten, dass Eltern für ihre Kinder in Kitas heute schnell fast 400 Euro monatlich zahlen müssen, ist eine generelle studiengebührenfreie Universität noch weniger zu verstehen.
Nun wäre es natürlich im Wahlkampf vielleicht schlauer, kostenlose Kitas, Unis, Meisterlehrgänge usw. zu versprechen. Wohl wissend, dass dies selbstverständlich ob der Finanzsituation unseres Landes Unsinn ist, aber für solche plakative Unehrlichkeit bin ich nicht zu haben.
Mit bestem Gruße,
Dirk Stettner