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Frage von Michael K. •

Frage an Dirk Niebel von Michael K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Niebel,

Heute geht es mir darum, dass Sie den Rücktritt von Verdi-Chef Bsirske gefordert haben. Neben Ihnen haben auch andere Politiker aus nahezu allen Parteien dieses oder ähnliches gefordert. Trotzdem frage ich Sie, warum?

Wenn Sie sagen, dass die Urlaubsreise von Herrn B. mit einem Gratis-Flug der Lufthansa die Dreistigkeit schlechthin ist, stimme ich Ihnen voll und ganz zu, aber ich persönlich find einen Rücktritt oder eine Unterbrechung seines Urlaubes für total übertrieben.

Die Gewerkschaft Verdi steckt nahezu das ganze Jahr über im Arbeitskampf. Mal ist es das Bodenpersonal der Fluggesellschaften, mal ist es der Öffentliche Dienst, der bestreikt wird. Demnach zu Urteilen gibt es für den Vorsitzenden einer solchen Gewerkschaft nie den richtigen Zeitpunkt sich in den Urlaub zu verarbschieden.

Den Flug den er sich "gegönnt" hat steht ihm doch als Aufsichtsrat der Lufthansa rechtmäßig zu. Auch andere Aufsichtsräte werden sich ähnliche Flüge auf kosten der Lufthansa genehmigt haben.

Die einzige Dreistigkeit, die demnach B. zu Lasten gelegt werden kann ist dass er sich diesen Flug ausgerechnet zum Zeitpunkt der Streikmaßnahmen gegen selbiges Unternehmen gegönnt hat. Aber ist das ein Grund gleich den Rücktritt zu fordern?

Ein paar Politiker empfanden es bereits als Dreistigkeit, dass Verdi unter der Führung von B. ausgerechnet das Unternehmen bestreikt, dem B. als Aufsichtsrat angehört. Kann man Ihrer Meinung nach hier von Dreistigkeit sprechen? Auch hier denke ich -Nein

Den Vorsitzenden einer Gewerkschaft in den Aufsichtsrat zu berufen mag clever erscheinen, wenn man sich davon verspricht, dass das Unternehmen deshalb von streikmaßnahmen verrschont bleibt. Doch dass es zu einem solchen Interessenkonflikt kommen wird, hätte man sich auch denken können.

Als engagiertes Mitglied der FDP und der JuLis interessiert mich die Standpunkte dieser Politiker besonders.

Ich freue mich darauf Ihre Meinung dazu zu erfahren.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Krämer

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Antwort von
FDP

Lieber Herr Krämer,

ich bin anderer Meinung. Der grüne Gewerkschaftsfunktionär Frank Bsirske und der stellvertretende Lufthansa-Aufsichtsratschef Frank Bsirske stehen in einem Interessenkonflikt. Als Verdi-Chef ruft er zum Streik auf, als Aufsichtsrat muss er Schaden von der Lufthansa abwenden. Ich frage mich, ob die Struktur der gewerkschaftlichen Mitbestimmung in den großen Unternehmen, wonach Aufsichtsratsposten der Arbeitnehmerseite für Gewerkschaftsfunktionäre reserviert sind, so noch zukunftsfähig ist. Entweder vertritt jemand die Arbeitnehmer, und da ist der Streik ein legitimes Mittel, oder jemand ist als Aufsichtsrat dem Wohl eines Unternehmens verpflichtet. Beides zusammen geht nicht. Verdi hat selbst die Kosten, die der Streik bei der Lufthansa verursacht, auf fünf Millionen Euro pro Tag beziffert.

Bsirske will jetzt mit einer Art Ablasshandel aus seinem Interessenkonflikt heraus finden. Es geht aber nicht um die nachträgliche Bezahlung eines Freifluges. Doppelmandate sind abzuschaffen. Auch Bsirske kann nur einem seiner beiden Ämter gerecht werden und sollte zumindest eines aufgeben.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk Niebel