Frage an Dirk Niebel von Werner S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Niebel,
1) wie bekannt bzw. wie von der Regierung monatlich freudig mitgeteilt, sinken laut "Statistik" die Arbeitslosenzahlen. Sinken in gleicher Weise auch die Kosten der Agentur für Arbeit?
Vieviele Mitarbeiter der Agentur für Arbeit müssen sich jetzt selber wegen Arbeitsmangel in die Reihen der Arbeitssuchenden einreihen? Jedenfalls ist mir bisher nicht bekannt, dass auch nur ein Arbeitsamt geschlossen wurde.
2) Wie kann es sein, dass in Deutschland Ingenieure arbeitssuchend sind und gleichzeitig Ingenieure gesucht werden? Ältere Ingenieure haben studiert und sind für jede Umschulung geeignet und verfügen über Erfahrung.
3) Wieviele mit deutschen Steuergeldern finanzierte Akademiker arbeiten im Ausland (weil sie in Deutschland keine Arbeit finden)?
Wie hoch waren die Kosten als Betrag in Euro?
4) Wieviele mit Steuergeldern ausgebildete Akademiker sind ohne Arbeit, weil einfach für den studierten Beruf kein Bedarf besteht? Sollte man nicht darüber nachdenken, nur entsprechend dem Bedarf auszubilden?
MfG
Suhuma
Sehr geehrter Herr Suhuma,
die Bundesagentur für Arbeit (BA) betreut hauptsächlich Arbeitslosengeld I-Empfänger. Der erfreuliche Kundenschwund ist zum Teil auch dadurch bedingt, dass die Mitglieder dieser Zielgruppe nach einem Jahr in den ALG II-Bezug gehen, wenn sie nicht wieder vermittelt werden. Viele BA-Mitarbeiter sind in Arbeitsgemeinschaften tätig, die das Bundesverfassungsgericht (BVG) als verfassungswidrig ansieht. Der Personalbestand der BA wird in absehbarer Zeit nicht sinken. Bei der Einführung der kooperativen Jobcenter in der Folge des BVG-Urteils ist sogar zu befürchten, dass der Personalbestand weiter aufgebläht wird. Ich habe auf abgeordnetenwatch schon mehrfach skizziert, wie wir uns die Auflösung der BA und die Neuordnung der Aufgaben vorstellen.
Der Fachkräftemangel ist eine Wachstumsbremse für die Wirtschaft. Deutschland ist bei Wissenschaft und Forschung ein Auswanderungsland. Wenn so viele Spitzenkräfte Deutschland den Rücken kehren, zehrt das an der Innovationsfähigkeit Deutschlands. Wir müssen diesen Trend stoppen, um nicht zugleich noch mehr Arbeitsplätze und Wohlstand einzubüßen. Der Arbeitsstandort Deutschland muss attraktiver werden, damit wir der Abwanderung von Fachkräften und Hochqualifizierten etwas entgegen setzen können. Dazu kommt, dass nicht genügend hoch qualifizierte ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland kommen. Die Berufsberatung muss mehr Schulabsolventen für technische Ausbildungsberufe und Studiengänge gewinnen. Es macht auch keinen Sinn, auf Kosten deutscher Steuerzahler ausgebildete ausländische Hochschulabsolventen vom deutschen Arbeitsmarkt auszugrenzen. Es gibt durchaus Chancen auch für ältere Arbeitnehmer, wieder in Beschäftigung zu kommen, wenn sie die entsprechenden Qualifikationen erwerben. Es gibt bereits eine deutliche größere Transparenz bei den Stellengesuchen, nur mangelt es oft an der Mobilität der Arbeitsuchenden. Fakt ist aber auch, dass man mit noch so viel Qualifizierung nicht aus jedem arbeitslosen Bauingenieur einen Maschinenbauingenieur machen kann. Die differenzierte Betrachtung des Marktes kommt hier der Wahrheit am nächsten. Über die Kosten kann ich Ihnen keine Auskunft geben.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk Niebel