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Frage von Uwe K. •

Frage an Dirk Niebel von Uwe K. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Niebel,

leider sind Sie mit kaum einem Wort auf meine Frage direkt eingegangen.

Führt der Renditezwang mit Rationalisierung und Automatisierung im Schlepptau nicht zu Arbeitslosigkeit und prekären Arbeitsverhältinissen (Zeitarbeit etc.)?

Führt die Verzinsung mit Zinseszins nicht zu einer Akkumulation und Anhäufung von Kapital bei denjenigen, die viel Geld zur Verzinsung haben, ohne das diese dafür etwas vergleichbares leisten müssen?

Wird die Leistung für den Kapitalzuwachs nicht vom Schuldner erbracht?

Ich bitte um konkrete Antwort.

Beste Grüße Uwe Köhler

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Köhler,

ein Finanzwissenschaftler kann Ihnen ein Buch über den Finanzmarkt und das Kredit- und Zinswesen schreiben, ich nicht. Ich bin sicher, Sie finden einen Kapitalismuskritiker, der Ihnen Ihre Aussagen bestätigt. Zinsen werden individuell als gut oder schlecht bewertet, je nachdem ob man Gläubiger oder Schuldner ist. Wer Geld verleiht, erhält Zinsen, der Schuldner muss bezahlen. Aus meiner Sicht ist es nicht verwerflich, wenn jemand sein Geld gewinnbringend anlegen will und er sich dabei für die erfolgversprechendste Variante entscheidet. Das Ziel, eine gute Rendite zu erwirtschaften, ist die treibende Kraft in unserem Wirtschaftssystem. Wenn es gut läuft, schaffen die Unternehmen Arbeitsplätze. Wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen, werden Arbeitsplätze abgebaut. Natürlich kann man die Marktwirtschaft kritisieren. Grund dafür sich aber oft nicht die Prinzipien der Marktwirtschaft, sondern der Verstoß gegen die Prinzipien.

Die FDP vertritt die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft. Wir wollen Freiheit und Entscheidungsverantwortung für den Einzelnen, und der Staat garantiert denen soziale Sicherheit und Unterstützung, die sich nicht selbst helfen können. Wir sind gegen die erneut von der SPD eingeleitete Umverteilungspolitik, der sich die sozialdemokratisierte Union angeschlossen hat. Die Mittel, die so großzügig verteilt werden, müssen vorher erwirtschaftet werden. Es ist die breite Mitte, die die Hauptlast der Abgaben und Steuern trägt, während die Bundesregierung über „Heuschrecken“ und „Prekariat“ redet. In den Erwerbsbiographien der Arbeitnehmer sind neben der Vollzeitbeschäftigung und Zeiten der Arbeitslosigkeit auch Teilzeit- und befristete Beschäftigungen häufiger als früher zu finden, weil z.B. die starren Regeln des Arbeitsrechts die notwendige Flexibilität verhindern. Deshalb ist es die Aufgabe der Bundesregierung, jetzt mit strukturellen Reformen für schlechtere Zeiten vorzusorgen. Die Gefahr besteht, dass der richtige Zeitpunkt schon verpasst wurde.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk Niebel