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Frage von Manfred A. •

Frage an Dirk Niebel von Manfred A. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Niebel

Als Kinder wuchsen wir in einer Familie mit Freundeskreis heran. In der Schule lernten wir zusammen mit anderen Kinder. Dann kam die Berufsausbildung oder das Studium, ebenfalls mit Anderen. Es folgte der Beruf mit Kollegen, Kunden und Lieferanten.

Ein Netzwerk von arbeitenden Menschen entstand. Auch Sie sind Mitglied solcher Netzwerke.

Bei nicht wenigen Menschen wird die Arbeitslosigkeit ein Lebensabschnitt. Während sie vorher als Individuen Mitglied in einem oder mehreren Netzwerken waren, sind sie in der Arbeitslosigkeit oft auf das ICH zurückgefallen. Ihr Netzwerk zerbricht, selbst das der Familie oder Freunde. Es wird still um sie, dann in ihnen.

Ist es nicht so, daß es leichter fällt, der Arbeitslosigkeit zu entkommen, wenn man das Kennenlernen der Arbeitssuchenden untereinander fördert?

Nicht außerhalb der Arbeitsagenturen, sondern innerhalb. In Räumen IM Arbeitsamt, in denen sich Gruppen von Arbeitssuchenden treffen, um sich gegenseitig zu unterstützen und weiterzubilden, sich gemeinsam zu bewerben und zu suchen.

Der Eine ist niedergeschlagen, der Andere richtet ihn auf. Der Eine wird erst durch Andere vom Arbeitslosen zum Arbeitsuchenden. Das ist ein Unterschied! Kennen Sie ihn?

Eine ist fähig in Deutsch oder Mathematik, Andere müssen es werden. Der Eine kann es bereits, der Andere muß es lernen.

Einer weiß eine Arbeitsmöglichkeit, zu einer Anderen passt sie. Der Eine sieht sich nur in seinem Beruf, die Anderen sehen seine gänzlich anderen Eignungen.

Eine sieht Möglichkeiten des Erwerbes. Ohne Arbeitgeber, denn das wird sie selbst. Sie bietet an. Dem Markt!

Andere ermutigen sie, bieten die ergänzenden Fähigkeiten, die sie selbst nicht hat, um Kunden ihr Produkt/ ihre Dienstleistung anzubieten. Aber nicht als Ich-Selbständige, sondern als Wir-Selbständige.

Vervielfältigung des Handelns des Einzelnen durch Selbstorganisation mit Anderen. Das beherrschen selbst Bakterien. Aber es beherrscht nicht die deutschen Arbeitsagenturen.

Warum?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Albrecht,

viele gemeinnützige Organisationen haben vergeblich auf ein stärkeres ehrenamtliches Engagement im Fall der Arbeitslosigkeit gehofft, da dies auch die Teilhabe an regelmäßigen gesellschaftlichen Aktivitäten und die Möglichkeit zum Erwerb außerberuflicher Kenntnisse und Fähigkeiten bedeutet hätte. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt.

Die lange Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes hatte die zeitliche Dauer der Arbeitslosigkeit erhöht. Ein Ziel aller jüngeren arbeitsmarktpolitischen Initiativen war es deshalb, die Arbeitsuchenden schneller zur Arbeitsuche und –aufnahme zu motivieren. Seit der Begrenzung der Bezugsdauer für das Arbeitslosengeld I und der Einführung der Grundsicherung als bedarfsabhängige steuerliche Transferleistung hat sich die Situation für viele Leistungsempfänger verändert, aber nicht immer verbessert. Es gibt seit einiger Zeit Selbsthilfegruppen und Foren für Arbeitslose, die den Informationsaustausch pflegen und gegenseitig Hilfsangebote machen.

Die FDP fordert seit Jahren die Auflösung der Bundesagentur für Arbeit und die Neuordnung ihrer Aufgaben. Die unterschiedlichen Betreuungsleistungen in Arbeitsagenturen, Arbeitsgemeinschaften oder Kommunen haben bei den Langzeitarbeitslosen nicht wie versprochen zu einer schnelleren Vermittlung in Beschäftigung geführt. Auch in der aktuellen guten Konjunkturlage geht der Aufschwung an den Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten vorbei. Die schwarz-rote Bundesregierung weiß seit mehr als einem Jahr aus ihrem eigenen Evaluationsbericht, dass sie Beitragsmittel der Arbeitslosenversicherung für unnütze arbeitsmarktpolitische Maßnahmen verschwendet. Aus unserer Sicht sollen alle Arbeitsuchenden in kommunalen Jobcentern beraten und betreut werden. Dort kann schneller auf individuelle Probleme und regionale Arbeitsmarktbedingungen reagiert werden. Wenn gleichzeitig die notwendigen Änderungen im Arbeits- und Tarifrecht eingeleitet werden, hätten Arbeitslose aller Altersstufen wieder eine Chance auf eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk Niebel