Frage an Dirk Niebel von Andreas T. bezüglich Kultur
Setzt sich die FDP für ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin ein?
Sehr geehrter Herr Tümmler,
die Koalition von CDU, CSU und SPD hat in ihrem Koalitionsvertrag vom 11.11.2005 vereinbart, daß im Geiste der Versöhnung in Verbindung mit dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität auch in Berlin ein sichtbares Zeichen errichtet werden soll, um an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat immer die Auffassung vertreten, daß das von der Staatsministerin für Kultur und Medien in der 15. WP verfolgte Konzept eines europäischen Netzwerks gegen Vertreibung einen Dokumentations- und Erinnerungsort in Berlin nicht ersetzten kann, da es vor allem die authentischen Orte der Vertreibung als sogenannte „symbolische Orte“ im Blick hat, die sämtlich außerhalb Deutschlands liegen. Bei der Konzeption des „Zentrums gegen Vertreibungen“ ist für die FDP dessen zukunftsgewandte Ausrichtung und dessen wissenschaftliche Unabhängigkeit besonders wichtig. Neben der Erinnerung an die Geschichte der Vertreibungen in Europa muß ein solches „sichtbares Zeichen“ sowohl den wissenschaftlichen Anspruch der Erforschung der Vertreibung als auch den politischen Anspruch haben, Vertreibungen in Zukunft zu verhindern. Daher sollte es auch die Aufgabe haben, den Austausch der jungen Generation über die Grenzen hinweg fördern. Eine europäische Ausrichtung und internationale Kooperationen sind nach unserer Auffassung bei einem „Zentrum gegen Vertreibungen“ unerläßlich. Die beiden im Jahr 2006 gezeigten Ausstellungen, die vom Bonner Haus der Geschichte konzipierte Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“ im Deutschen Historischen Museum und die von der „Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen“ veranstaltete „Erzwungene Wege“ im Kronprinzenpalais, bieten unserer Ansicht nach eine gute Ausgangslage für die Konzeption des „sichtbaren Zeichens“ in Berlin.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk Niebel