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Frage von Reinhild L. •

Frage an Dirk Niebel von Reinhild L. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Niebel,

es steht mir nicht zu, die Qualität des Gedichtes von Günther Grass beurteilen zu wollen. Dass Herr Netanjahu in den USA auf Unterstützung bei einem möglichen Angriff des Iran gedrängt hat, ging aus allen Berichten hervor. Mit der Furcht, was daraus entstehen könnte, steht Herr Grass bekanntermaßen nicht allein da.
Bezug nehmend auf Ihre Teilnahme an der Talkrunde bei Günther Jauch am 15.4.12 , bei der Sie Günther Grass wegen seiner Zeit bei der Waffen-SS die Berechtigung absprechen, sich zum Geschehen in Israel zu äußern, wüsste ich gern von Ihnen, wie "reif" Sie mit 15 bzw. 16-17 Jahren waren. Herr Grass ist mit 15 Jahren der Demagogie, Deutschland retten zu können, erlegen und in die Wehrmacht eingetreten - wie sehr, sehr viele im gleichen Alter auch - und dann in die Waffen-SS eingezogen worden. Als der Krieg endete, war er 17 1/2 Jahre alt. Wir haben mehrere Enkel im etwa gleichen Alter, und wie unreif sie sind, kann - bei aller Liebe - nicht angezweifelt werden. Sogar in der Rechtsprechung werden sehr viele junge "Erwachsene" bis zum Alter von 20 Jahren nach dem Jugendstrafrecht beurteilt - in Kenntnis dieser Unreife.
Ich bin der Überzeugung, dass es uns Heutigen, die wir nicht in der damaligen Situation gewesen sind, nicht zusteht, darüber zu urteilen, wie sich Menschen in dieser Zeit eingefügt haben - natürlich von unmoralischen und unmenschlichen Verhaltensweisen abgesehen!
Halten Sie es wirklich für wahrscheinlich, dass Herr Grass ein Antisemit ist und noch heute seine jugendliche Zugehörigkeit zur Waffen-SS darauf schließen lässt?

Mit freundlichem Gruß

Reinhild Lohrmann

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Lohrmann,

Ihre Darstellung meiner angeblichen Äußerungen ist nicht richtig. Im Gegenteil: Ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich Günter Grass _nicht_ für einen Antisemiten halte. Selbstverständlich hat Günter Grass das Recht auf freie Meinungsäußerung wie auch Kritik an der israelischen Regierung nicht gleichzusetzen ist mit Antisemitismus. Allerdings kann ein Schriftsteller dazu beitragen, antisemitisches Denken in der Mitte der Gesellschaft salonfähig zu machen, wenn sich der rechte Rand hinter seinen Gedanken aufstellt.

Schrille Worte nützen keiner Seite, weder in Gedichtform noch durch Einreiseverweigerung. Internationale Beobachter und die Kontrollbehörde IAEA gehen davon aus, dass das iranische Regime sein Nuklearprogramm für militärische Zwecke nutzen will. Israel sieht sich unmittelbar und existenziell bedroht. Wer diese Bedrohung verharmlost, verweigert sich der Realität. Die Staatengemeinschaft stimmt überein, dass eine nukleare Bewaffnung Irans verhindert werden muss. Das betrifft die weltweite Sicherheit, nicht nur Israel. Eine Debatte über militärische Szenarien ist kontraproduktiv. Wir setzen auf diplomatische und politische Lösungen.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk Niebel