Frage an Dirk Niebel von Anna H. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Niebel,
als Verantwortlicher für Entwicklungshilfe erarbeiten Sie ja sicherlich neben den Maßnahmen, welche die Probleme der betroffenen Länder lösen sollen auch Strategien, die ursächliche Problematik betreffen: unser Wirtschaftssystem und unsere Wirtschaftspolitik, innerhalb derer Unternehmen es sich erlauben können, ihre Unternehmenspolitik unter dem Hauptaspekt des Finanzgewinns zu betreiben und sich nur zweit- und drittrangig um soziale Verantwortung und Ökologie zu bemühen.
In diesem Zusammenhang interessiert es mich, wie Sie zu den Aussagen von Christian Felber (attac) stehen, der u.a. ein Buch über "Gemeinwohl-Ökonomie" geschrieben hat, stehen.
Felbers Gemeinwohl-Ökonomie (als Alternative zum Kapitalismus oder Realsozialismus) beruht - wie eine Marktwirtschaft - auf privaten Unternehmen und inidividueller Initiative, jedoch streben die Betriebe nicht in Konkurrenz zueinander nach Finanzgewinn, sondern sie kooperieren mit dem Ziel des größtmöglichen Gemeinwohls. Diese wird in der neuen Hauptbilanz aller Unternehmen, der sogenannten "Gemeinwohlbilanz" gemessen. Dei erfolgreichsten Unternehmen, also jene, die sozial verantwortlich, ökologisch, demokratisch und solidarisch agieren, erhalten rechtliche Vorteile.
Neben einer Mehrheit von privaten Kleinunternehmen gibt es auch gemischtes Eigentum bei Großbetrieben und "demokratische Allmenden" in der Grundversorgung von der Bahn bis zu den Banken. Die Unterschiede bei Einkommen und Vermögen werden auf ein stimmiges Maß begrenzt. Es geht nicht mehr vorrangig um Geld, sondern um Sinn und Beziehung. Der unnötige Widerspruch zwischen Freiheit und Gleichheit wäre aufgelöst.
(Zitat Einführung)
Vielen Dank dass Sie sich die Zeit nehmen, ich kann mir vorstellen, dass ich nicht die einzige potentielle Wählerin bin, die Interesse an Ihrer Position zu dieser Fragen haben. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung hierzu.
Viele Grüße, Anna Hope
Sehr geehrte Frau Hope,
im Mittelpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit stehen der Mensch und die Bekämpfung der Ursachen von Armut. Ziel ist es, Menschen in Entwicklungsländern so zu stärken, dass sie ihre Zukunft aus eigener Kraft gestalten können. Unser entwicklungspolitisches Konzept haben wir in der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt, unter anderem über einen Online-Auftritt. Die Broschüre „Chancen schaffen - Zukunft entwickeln" kann unter
http://www.bmz.de/de/publikationen/reihen/sonderpublikationen/Chancen_schaffen.pdf
aufgerufen werden.
Wir wollen entwicklungspolitische und außenwirtschaftliche Interessen in Einklang bringen. Die Wirtschaft ist ein zentraler Partner der neuen Entwicklungszusammenarbeit. Wir brauchen die Expertise und das Kapital der Unternehmen. Ein dynamischer Privatsektor ist die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und nachhaltige Entwicklung und somit entscheidend im Kampf gegen die Armut. Gleichzeitig sind neue Märkte für deutsche Produkte in aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländern für die Wirtschaft interessant.
Wir haben eine Servicestelle für die Wirtschaft als Anlaufstelle für Unternehmen geschaffen. Unsere Entwicklungs-Scouts sind ständig auf der Suche nach Kooperationspartnern und neuen Projekten, die für die Unternehmen und die Menschen in unseren Partnerländern gleichermaßen vorteilhaft sind. Sie erläutern Unternehmen die Potenziale der Entwicklungszusammenarbeit und werben für Investitionen in den Partnerländern. Das Programm develoPPP.de deckt ein breites Spektrum an Kooperationsmöglichkeiten zwischen Wirtschaft und Entwicklungspolitik ab und unterstützt gezielt das Engagement der Privatwirtschaft in entwicklungspolitisch wichtigen Arbeitsfeldern. Mehr dazu können Sie unter
http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/themen/wirtschaft/privatwirtschaft/entwicklungspartnerschaften/develoPPP/index.html
nachlesen.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk Niebel