Frage an Dirk Becker von Wilmar Gebauer, Prof. D. bezüglich Wirtschaft
Wann endlich wird die SPD der Verlängerung der Laufzeit der Kernkraftwerke Deutschlands bis zu ihrem natürlichen, technisch bedingten Ende zustimmen? Die klug handelnden Franzosen sollten uns ein Beispiel sein.
Sehr geehrter Herr Prof. Gebauer,
die Kernkraft gehört nicht zu den Energien der Zukunft. Sie ist vielmehr Teil einer veralteten Energiestruktur, die auf einem Erzeugungs- und Übertragungsoligopol, auf Großkraftwerken sowie auf einer Importabhängigkeit basiert.
Gerade die letzten Vorfälle in norddeutschen Kernkraftwerken zeigen überdeutlich, dass sie ihr – wie Sie sagen – „natürliches, technisch bedingtes Ende“ bereits erreicht haben. Zudem erschüttert das Verhalten der Kraftwerksbetreiber das Vertrauen in ihre Eignung als Betreiber.
Die SPD ist sehr wohl gesprächsbereit für eine Laufzeitverlängerung für die moderneren und jüngeren Anlagen insofern die die alten Anlagen mit offensichtlichem Gefahrenpotenzial früher vom Netz gehen. Ansonsten gilt: Der Ausstieg ist beschlossen und wir wollen an diesem Entschluss festhalten – auch, um das Vertrauen der Energiewirtschaft in unsere politischen Beschlüsse nicht zu gefährden.
Die generelle Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken wäre darüber hinaus das falsche Signal, da sie die Bereitschaft zum Energiesparen und zu Veränderungen im Energiebereich senken und Investitionen zurückgestellt würden. Seit der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen wurde, wurde der Anteil erneuerbarer Energien so gesteigert, dass er die ersten sechs Kernkraftwerke ersetzen wird.
Natürlich muss jeder Staat selbst den Rahmen für seine Energieversorgung definieren. Doch auch Frankreich hat die Probleme mit der Endlagerung und der begrenzten Verfügbarkeit von Uran noch nicht lösen können. Die französischen Reaktoren sind überwiegend in den 80ziger und 90ziger Jahren in Betrieb gegangen, sind also in der Masse jünger als die deutschen. In den kommenden Jahren wird es jedoch auch Frankreich zu ersten Außerbetriebnahme der alten Anlagen kommen. Denen steht zurzeit aber nur eine Anlage in Planung gegenüber.
Deutschland tut gut daran, den eingeschlagenen Weg in eine zukunftsfähige Energieversorgung konsequent fortzuschreiten. Dazu gehört der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Steigerung der Energieeffizienz sowie das Bewusstsein, Energie weitestgehend einzusparen. Schon heute ist Deutschland in manchen Branchen der erneuerbaren Energie Weltmarktführer, und schon jetzt arbeiten mehr als 200.000 Beschäftigte in diesem Bereich. Hier liegt unverkennbar die große Chance für die deutsche Wirtschaft.
Ziel muss eine sichere, für alle Bürgerinnen und Bürger bezahlbare und eine importunabhängige Energieversorgung kombiniert mit dem größtmöglichen Nutzen für die deutsche Wirtschaft sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Becker, MdB