Frage an Dirk Becker von Jörn H. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Becker,
gerne hätte ich von Ihnen erfahren, wie Sie zu der aktuellen Debatte um das Thema Beschneidung stehen. Sind Sie ebenfalls der Ansicht, dass das Recht auf körperliche Unversehrtheit gegen das Recht der Eltern auf Religionsfreiheit zurückstehen muss, damit Deutschland nicht zu einer "Komiker"-Nation wird? Ich bin erschüttert, wie leichtfertig und eilfertig die Politik hier einer Körperverletzung den Weg ebnen möchte, in einem Land, in dem selbst eine Ohrfeige (zu recht) strafbar ist.
Mit freundlichen Grüßen
Jörn Hoos
Sehr geehrter Herr Hoos,
ich danke Ihnen sehr für Ihre Frage zum Thema Beschneidung von Jungen. Gern möchte ich Ihnen meinen persönlichen Standpunkt dazu erläutern.
Das Kindeswohl hat für mich absoluten Vorrang. Ich teile die Einschätzung der Kinderärzte und des Kinderschutzbundes bezüglich der nichtmedizinischen Beschneidung von Jungen. Ich wünsche mir von Angehörigen des jüdischen und muslimischen Glaubens, dass sie diese Tradition überdenken und anpassen.
Die körperliche Unversehrtheit und das Kindeswohl als Teil der Menschenwürde Unmündiger stehen über der Religionsfreiheit, zumal wenn die Eltern diese stellvertretend ausüben. Das Elternrecht findet seine Grenzen, wo das Kindeswohl betroffen ist. Die Freiheit der Religionsausübung findet ihre Grenzen im Wächteramt des Staates. Aus diesem Grund halte ich es für richtig und geboten, eine eindeutige gesetzliche Regelung zu finden, die die körperliche Unversehrtheit von Jungen schützt.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk Becker