Frage an Dietrich Monstadt von Michael E. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter herr Monstadt Warum
kein SPNV von schwerin zum Schaalsee und Regionalstadtbahn Schwerin nach Karlsruher Modell
und SPNV nach Boltenhagen zur Erschließung des Klützer Winkels
Sehr geehrter Herr E.,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Nahverkehr in und um Schwerin.
Der Personennahverkehr in einem wenig besiedelten Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern stellt die Bürger und die Politik vor große Herausforderungen. Mecklenburg-Vorpommern hat mit Abstand die niedrigste Einwohnerdichte aller Bundesländer und die Wege sind besonders weit. Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschlechtern, denn nach verschiedenen Prognosen sinkt die Bevölkerungszahl in den kommenden Jahrzehnten und zudem wird der Altersdurchschnitt immer weiter steigen. Somit wird in der Zukunft ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr so unabhängig sein können wie es derzeit der Fall ist. Das wichtigste Ziel muss trotz dieser großen Herausforderungen sein, dass alle Bürger unkompliziert und möglichst schnell ihr Ziel erreichen können. Grundsätzlich befindet sich der Nahverkehr allerdings im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer und der Landkreise, nicht in dem der Bundespolitik.
Der von Ihnen vorgeschlagene Ausbau des Schienenverkehrs in Form von neuen Strecken zum Schaalsee oder nach Boltenhagen ist aufgrund der beschriebenen Probleme allerdings schwierig umzusetzen, da für den Bau und Erhalt hohe Kosten anfallen würden und ein nahezu kostendeckender Betrieb aufgrund geringer Nutzerzahlen wohl kaum möglich wäre – ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist etwa die Südbahn zwischen Parchim und Neubrandenburg. Vielmehr wird es in der Zukunft darum gehen, die vorhandenen Angebote besser zu vernetzen und durch mobilere und vor allem effizientere Formen zu ergänzen. Ein Beispiel für eine solche gelungene Vernetzung ist die Einführung eines Rufbusses in Teilen der Landkreise Ludwigslust-Parchim bzw. in Vorpommern-Greifswald. Die ersten Versuche in diese Richtung waren in beiden Landkreisen äußerst erfolgsversprechend und werden nun weiter ausgebaut.
Laut dem integrierten Landesverkehrsplan Mecklenburg-Vorpommerns aus dem November 2018 erreichen an einem Werktag im Abfahrtszeitraum zwischen 6 und 8 Uhr etwa 85% der Bevölkerung den nächsten zentralen Ort innerhalb von 30 Minuten – dies ist laut Einschätzung der Gutachter weitestgehend in Ordnung. Weniger zufriedenstellend stellt sich die Situation allerdings an den Wochenenden und in den Schulferien dar, wenn mit längeren Fahrtzeiten zu rechnen ist. Genau an diesem Punkt setzt die Idee eines Rufbusses an und kann für die Betroffenen Abhilfe schaffen. Weitere Chancen bietet aber auch die Digitalisierung. Deutschlandweit funktionieren Portale und Apps für die Suche nach Mitfahrgelegenheiten bereits sehr gut und werden von immer mehr Menschen angenommen – denkbar wäre es, diese Konzepte für den ländlichen Raum zu optimieren.
Um eine unkomplizierte Mobilität mit kurzen Fahrtzeiten zu gewährleisten, erfordert es neue Denkweisen beim Thema ÖPNV. Erste vielversprechende Ideen und Konzepte gibt es in Mecklenburg-Vorpommern bereits – diese müssen zusammen mit der aktuellen Infrastruktur intensiv gefördert werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dietrich Monstadt