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Dieter Wiefelspütz
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Frage von Max S. •

Frage an Dieter Wiefelspütz von Max S. bezüglich Jugend

Sehr geehrter Herr Dr. Wiefelspütz,

als Jugendlicher und Schüler (18 Jahre, 12. Stufe) berühren mich Ereignisse wie in Winnenden natürlich sehr, da ich logischerweise im Moment "am eigenen Leib" erfahre, wie Jugendliche in Deutschland aufwachsen, wie die Hackordnungen unter Jugendlichen aufgebaut sind und wie stark Medien mich persönlich und meine Altersgruppe beeinflussen.
Den stärksten Einfluss unter Medien auf die Jugend haben meiner Erfahrung nach immer noch eindeutig Zeitungen und v.a. zeitungsähnliche Medien im Internet, dazu zähle ich auch Blogs und nutzergenerierte Foren usw. , dazu noch das Fernsehen.
Allen gemein ist, dass sie jeden Leser, und damit auch Jugendliche, noch während und nach Amokläufen minutiös und detailliertst über die Geschehnisse informieren. In den folgenden Tagen tauchen auf fast jeder Titelseite Bilder und Biografien des Täters, inkl. all ihrer Probleme auf, Grafiken, die den Weg des Amokläufers im Schulgebäude nachzeichnen etc.

Sicher führt diese verdammt detailreiche Berichterstattung bei vielen sich gemobbt fühlenden Jugendlichen zu einer gewissen Identifikation mit, wenn nicht sogar Sympathie für den Amokläufer.

Deswegen ist meine Frage: Würde es einen Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit darstellen, wenn Print- und Onlinemedien und Fernsehen zu einer "detailloseren" Berichterstattung verpflichtet würden oder dies (etw. utopisch) auf freiwilliger Basis täten, was Amokläufe bzw. Verbrechen von Jugendlichen allgemein angeht? Selbst die Opferfamilien haben eine Anonymisierung des Täters gefordert, was ich noch auf die Opfer (Bild-Zeitung...) ausweiten würde.

Leider lässt sich auch an sozialen Rangordnungen unter Schülern erstmal wenig ändern, und ich merke es leider überall - die Schulzeit wird für immer mehr Jugendliche eher ein traumatisches Erlebnis, anstatt der wichtigsten Zeit des Lebens. Was ist deshalb mit Schulpsychologen? - ein Pflichtbesuch pro Halbjahr/Schüler fände ich sinnvoll.

Vielen Dank für ihre Antwort, Max S.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Stadtbäumer,

unsere Medien müssen auch über Amokläufe berichten. Allerdings war die Berichterstattung über Winnenden von Teilen, ich betone von Teilen der Medien nichts anderes als eine weitere Katastrophe. Solche Auswüchse sind freilich nicht mit gesetzlichen Verboten zu verhindern. Dies muß vielmehr in den Redaktionen der Medien diskutiert und geregelt werden. Es geht letztlich um die ethischen Grundlagen der Arbeit in den Medien. Anstand und Respekt für die Opfer eines Verbrechens entziehen sich einer gesetzlichen Regelung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter Wiefelspütz, MdB