Frage an Dieter Wiefelspütz von Alexander E. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Dr. Wiefelspütz,
Sie sind nicht für eine Verschärfung des Waffenrechtes? Es geschehen noch Zeichen und Wunder; ich bin erstaunt. Schade, dass Sie in der SPD sind, sonst würde ich Sie glatt noch wählen.
Was die tragischen Ereignisse der jünsten Vergangenheit betrifft, so muss ich noch erstaunter feststellen, mit welcher gnadenlosen rücksichts- und Pietätlosigkeit hier eine sensations- und geldgeile Medienlandschaft aus einem schrecklichen Unglück Erträge in Millionenhöhe schöpft und dabei - was noch viel schrecklicher ist - schon die nächsten Täter zeugt.
Es ist kaum zu glauben, aber da machen manche Blätter aus einem bösartigen Mörder, der anderen Menschen auf kürzeste Distanz in den Kopf geschossen hat, den armen Timo K., dem niemand geholfen hat.
Wer kennt eigentlich noch den letzten Medizin-Nobelpreisträger?
Timo K. kennt jeder - warum wohl?
Nachdem inzwischen klar erwiesen ist, dass bei solchen Schreckenstaten sich offenbar ein Täter auf die vorangegangenen auf irgendeine Weise bezieht, wäre es da bitte nicht möglich, die Berichterstattung einzuschränken oder wenigstens für die ersten Tage und Wochen nach einer solchen Tat zu verbieten, um Trittbrett-Taten zu unterbinden ?
Und vor allem: Besteht keine Möglichkeit, die millionenschweren Gewinne der Sensationspresse (z.B. bei Zeitungen, in denen auf der gleichen Seite mit dem Bericht über den Vorfall unbekleidete weibliche Oberkörper zu sehen sind) mit rechtlichen Mitteln zumindest teilweise in die öffentlich Hand zu überführen und diese für Präventionsmassnahmen und zu Gunsten der Opfer aufzuwenden ?
Was auch immer Sie unternehmen - es ist auf jeden Fall sinnvoller, weil erfolgversprechender, als eine weitere Verschärfung des Waffenrechts.
Ansonsten möchte ich mich noch für Ihre öffentliche Abwatschung als "unreife" Person bedanken. Ich bin seit 20 Jahren Schütze und befasse mich wissenschaftlich und als Schriftsteller mit dem Thema; da kommen ein paar Belegstücke zusammen.
Mit taschenmesserlosen Grüßen
Sehr geehrter Herr Eisnecker,
ich bin der festen Überzeugung, daß das Waffenrecht nicht der Schlüsssel zur Verhinderung von Amokläufen ist. Es geht vielmehr um die Frage, wie junge Männer in unserer Gesellschaft aufwachsen. Gleichwohl werden wir noch einmal jeden "Stein" umdrehen, um zumindest Gefahren einzudämmen. Das Betrifft nicht nur, aber auch das Waffenrecht. Insbesondere haben wir zu prüfen, ob unser strenges Waffenrecht auch konsequent angewendet wird.
Unsere Medien müssen auch über Amokläufe berichten. Allerdings war die Berichterstattung über Winnenden von Teilen, ich betone von Teilen der Medien nichts anderes als eine weitere Katastrophe. Solche Auswüchse sind freilich nicht mit Verboten zu verhindern. Dies muß in den Redaktionen der Medien diskutiert und geregelt werden. Es geht letztlich um die ethischen Grundlagen der Arbeit in den Medien. Anstand und Respekt für die Opfer eines Verbrechens entziehen sich einer gesetzlichen Regelung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter Wiefelspütz, MdB