Frage an Dieter Wiefelspütz von Bernd S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Dieter Wiefelspütz,
Im Internetz bin ich in den letzten Tagen vermehrt auf despektierliche Äußerungen und frivole Abbildungen ihres Konterfeis gestoßen und darüber auch auf diese mir bislang nicht bekannte Möglichkeit, mit Größen aus dem Bereich der Politik ins direkte Gespräch zu kommen.
Zweierlei daran finde ich interessant: Zum einen die Möglichkeit, sich direkt mit der Politik kurzzuschließen, zum anderen aber auch die fappierende Leichtigkeit, mit der es heute möglich ist, verdiente Menschen des öffentlichen Lebens an den Pranger zu stellen. Zwischen beiden Polen zeichnet sich meines Erachtens das Potenzial, aber auch der Abgrund des Internets ab.
Ich frage mich nun:
- Welche Möglichkeiten kann es geben, den goldenen ersten Weg zu fördern, respektlose Ehrabschneidungen auf der anderen Seite aber zu unterbinden? Was könnte dabei die Rolle der SPD, vielleicht aber auch ihre eigene als Volksvertreter sein?
- Ihre Äußerungen sind im Internetz Gegenstand belustigter Aktionen intellektuell offensichtlich mäßig herausstechender Netz-Herumlungerer. Können solche Aktivitäten ernsthaft gemeint sein, wenn es allüberall heißt, das Internetz sei ein Demokratisierungstool? Wann werden Sie aktiv?
- Wäre es nicht eine notwenige Transparenzmaßnahme, Politiker dazu zu verpflichten, im Internet ihre Entscheidungen zu kommentieren und offenzulegen? Könnten Sie sich vorstellen, eine solche Maßnahme politisch einzufordern?
Ich würde Sie tun und mit freundlichem Gruß,
Bernd Slothrop
Sehr geehrter Herr Slothrop,
dort, wo es nötig ist, weiß ich mich zu wehren. Herr Hipp, der mir eine dumm-dreiste Frage gestellt hat, wird meine Antwort so schnell nicht vergessen.
Leider bin ich auch die Zielscheibe von bösartigen Fälschungen und Beleidigungen. In besonders heftigen Einzelfällen stelle ich Strafanzeige. Ich bin kein Freiwild. Spott und Kritik muß ich selbstverständlich aushalten. Damit habe ich kein Problem.
Ich wundere mich immer wieder über den nicht immer, aber doch häufig rotzigen Ton im Internet. Ich habe in meinem Arbeitsalltag unzählige Begegnungen mit Menschen, auch Zufallsbegegnungen auf Reisen, in der Freizeit oder sonstwo. Diese Begegnungen laufen stets menschlich, höflich, häufig humorvoll und immer respektvoll ab. Und zwar auf Gegenseitigkeit. Im Schutze der Anonymität des Internets meint allerdings der eine oder andere, ganz wenige sind es leider nicht, die "Sau" herauslassen zu dürfen.
Ganz generell scheint mir das Internet zunehmend von einer Verrohung der Sitten und einem abstoßenden Narzismus geprägt zu sein. Ich möchte gleichwohl das Internet nicht missen. Es zu einem Demokratisierungstool hoch zuschreiben, halte ich freilich für völlig unangemessen. Vor allem aber ist das Internet eine "Lebenszeitvernichtungsmaschine".
Zur Demokratie gehört Transparenz. Die Medien, die Bundesregierung, aber auch der Bundestag selber und nicht zuletzt die Abgeordneten sorgen für ein hohes Maß an Transparenz. Ich halte dies grundsätzlich für ausreichend.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter Wiefelspütz, MdB