Frage an Dieter Buchberger von Thomas K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Buchberger,
der Bundesrat hat am 21. September 2018 ausführlich über Anträge aus mehreren Ländern debattiert, die betäubungslose Ferkelkastration über das Jahresende hinaus zu erlauben. Bei der Abstimmung erhielten Anträge, die Frist wegen der derzeit noch nicht marktreifen Methoden zur Schmerzausschaltung um ein bzw. mehrere Jahre zu verlängern, jedoch nicht die erforderliche Mehrheit. Ein bereits beschlossenes Gesetz mit einer 5jährigen Übergangsfrist soll nun durch einen aktuellen Koalitionsbeschluss gekippt werden! Kann das wirklich sein? Gibt es konkret rechtliche Möglichkeiten, die nun von der Koalition gefassten Beschluss, der Fristverlängerung bis Anfang 2021, zu kippen?
Sehr geehrter Herr K.,
mit dieser Frage erwischen Sie mich als Energieexperten auf dem falschen Bein. Doch mit der Leitplanke unseres Programms und ein wenig Recherche hoffe ich, dass ich eine für sie akzeptable Antwort finden konnte.
Ich gehe davon aus, dass es sich bei der betäubungslosen Kastration um ein Bundesgesetz handelt, das im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig ist.
U.a. auf Wunsch Bayerns beschäftigte sich vor kurzem der Bundesrat mit diesem Thema. Die Mehrheit im Bundesrat wollte aber die gesetzlich vorgesehene Frist zur Beendigung der betäubungslosen Kastration nicht verlängern. D.h. ein Änderungsantrag wurde nicht in den Bundestag eingebracht. Daraufhin beschloss nun die Koalition ohne Antrag des Bundesrats eine Verlängerung der Frist.
Ich persönlich finde es ein Unding, dass so großes Tierleid in Kauf genommen wird, vor allem da eine schmerzstillende Spritze 5 Euro kostet. Hier kommen wir wieder zu dem Punkt, an dem wir nur zu deutlich sehen, dass Politik in Deutschland vor allem dem Primat der Wirtschafltichkeit untergeordnet ist.
Lt. Bundeszentrum für Ernährung hat ein Schwein etwa 80% verwertbare Körpermasse. Ein 6 bis 7 Monate altes schlachtreifes Mastschwein wiegt etwa 125 kg. D.h. jedes kg Fleisch würde dann 20 Cent, bzw. 150 Gramm Schnitzel somit 3 Cent teurer. Wenn wir als Verbraucher für 3 Cent so viel Tierleid in Kauf nehmen, dann tragen auch wir Mitschuld an dieser Entwicklung.
Ich glaube alle Menschen in Deutschland, sogar Empfänger von Sozialleistungen könnten sich diese 3 Cent/Schnitzel leisten. Bei einer täglichen Fleischmahlzeit wären dies 90 Cent pro Monat. Aus ökologischen Gründen (Klimawandel) wäre es sogar besser nur jeden 2ten oder 3ten Tag Fleisch zu essen.
In den 50er Jahren gab ein Bürger etwa 50% seines Geldes für Ernährung aus. Heute sind es nur noch knapp über 10%. Zum einen ist uns Nahrung nicht mehr so viel wert, zum anderen werden die Preise über massive Subventionen für die Landwirtschaft künstlich niedrig gehalten. Diese Landwirtschaftspolitik sollte geändert werden.
Konkret zu Ihrer Frage:
Auf Seite 65 in Ihrem Wahlprogramm unter Grund 101 wendet sich die ödp wörtlich gegen die betäubungslose Kastration. Allerdings glaube ich leider nicht, dass wir derzeit etwas ändern können. Sie können aber etwas ändern. Bitte sorgen Sie dafür, dass ein Politikwechsel stattfindet. Sorgen Sie dafür, dass unsere Politik sich nicht mehr ausschließlich am Primat der Wirtschaftlichkeit ausrichtet. Die ödp will Politik, die sich am Gemeinwohl, also auch dem Tierwohl, ausrichtet. Damit ließe sich diese Praxis ändern. Bei der anstehenden Wahl können Sie zur Veränderung beitragen. Gewinnen Sie auch Verwandte, Freunde und Bekannte dafür, dass diese Sie und uns unterstützen.
Dank im Voraus und freundliche Grüße
Ihr Dieter Buchberger