Was tun Sie damit in den Kita-Einrichtungen genügend Erzieherinnen zur Verfügung stehen?

Sehr geehrte Frau M.

vielen Dank für Ihre Frage – Sie sprechen damit ein Thema an, das mir besonders am Herzen liegt. 

Die Corona-Pandemie hat uns in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie essenziell eine funktionierende soziale Infrastruktur getragen durch Soziale Arbeit für unser gesellschaftliches und wirtschaftliches System ist. Ohne genügend Personal in den sogenannten SAGE-Berufen (Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, haushaltsnahe Dienstleistungen, Erziehung) stehen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor der Herausforderung, Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen und damit das familiäre Füreinander allein übernehmen zu müssen. Dies führt unweigerlich dazu, dass sie entweder ihrer Erwerbstätigkeit nicht in vollem Umfang nachgehen oder es zu regelmäßigen Überlastungen kommt, Beruf und Familie vereinbaren zu können.

Dabei bilden gerade diese Berufe die Grundlage der Wirtschaftskraft Thüringens sowie der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Aus diesem Grund betrachten wir als SPD die Stärkung der SAGE-Berufe, insbesondere der Erzieher:innen als einen zentralen Faktor für die Sicherung von Fachkräften und definieren die sozialen Berufe als unverzichtbare Standortfaktoren.

Um Ihre Frage konkret zu beantworten: um sicherzustellen, dass uns ausreichend Erzieherinnen und Erzieher in unseren Kindertageseinrichtungen zur Verfügung stehen, braucht es vor allem drei Dinge - eine faire, tarifliche Vergütung, die Abschaffung des Schulgeldes und eine weitere Professionalisierung des Berufsfeldes. 

Um genügend Erzieherinnen und Erzieher in den Kita-Einrichtungen zu haben, müssen wir diese Fachkräfte zunächst ausbilden. Diese Ausbildung muss für junge Menschen und Quereinsteiger:innen gleichermaßen attraktiv sein, und dabei ist besonders wichtig: sie muss fair und tariflich vergütet werden. Mit der Einführung von PiA, der praxisintegrierten und vergüteten Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin und zum staatlich anerkannten Erzieher, haben wir einen ersten wichtigen Schritt unternommen.

Ursprünglich als Modellprojekt gestartet, wurde die praxisintegrierte vergütete Ausbildung in fünf Ausbildungsgängen im Bereich der Kindertagesbetreuung in Thüringen erprobt. Ziel war es, durch den alternativen Einstieg in das Berufsfeld der Erzieherinnen und Erzieher neue Bewerbergruppen zu gewinnen. Durch die Ausweitung von PiA auf alle Ausbildungs- und Handlungsfelder der Sozialen Arbeit (z.B. auch bei den „Erziehungshilfen“ oder auch der Ausbildung zur Heilerziehungspflege) und die Erhöhung der Ausbildungskapazitäten an staatlichen berufsbildenden Schulen leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur langfristigen Sicherung von Fachkräften und zur Nachwuchsförderung in den SAGE-Berufen.

Mit der Einführung der Schulgeldfreiheit in der Ausbildung der SAGE-Berufe und der Vergütung von Anerkennungspraktika wollen wir außerdem finanzielle Hürden abbauen und mehr jungen Menschen den Zugang zu diesen wichtigen Berufen ermöglichen.

Die Attraktivität des Berufsfeldes lässt sich zudem durch eine weitere Professionalisierung steigern. Dazu zählen der Ausbau einschlägiger Hochschulstudiengänge, die Etablierung eines Instituts zur Qualitätsentwicklung in der frühkindlichen Bildung sowie die Möglichkeit zur kontinuierlichen und qualitativ hochwertigen Fort- und Weiterbildung für Erzieherinnen und Erzieher. Gleichzeitig halten wir uneingeschränkt am Fachkräftegebot fest. 

Darüber hinaus möchten wir ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern mit Berufserfahrung den Zugang zu berufsbegleitenden Studiengängen ermöglichen.

Um dem akuten Fachkräftemangel in den sozialen Berufen entgegenzuwirken, setzen wir auf berufliche Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger und wollen die Möglichkeiten zur berufsbegleitenden Weiterbildung weiter ausbauen. 

Mit Hilfe dieser Maßnahmen wird es uns gelingen, dass genügend Erzieherinnen und Erzieher in unseren Thüringer Kita-Einrichtungen zur Verfügung stehen. 

Ihr Denny Möller