Wie wollen sie den Naturschutz unterstützen. Was für Pläne haben Sie?
Sehr geehrte Frau Loop, wir haben uns sehr lange mit dem Thema beschäftigt und uns Gedanken darüber gemacht, Nun wollen wir sie fragen, was sie davon halten und was sie unternehmen möchten. Wir hoffen auf eine zeitnahe Antwort Und in der Zeit befassen wir uns noch viel mehr über die Natur, um sie zu schützen
Sehr geehrte Frau Y.
vielen Dank für Ihre Frage.
Auch mir liegt der Naturschutz sehr am Herzen. Ich bin von Kindesbeinen an bei den Pfadfindern aktiv und war schon immer sehr gerne in der Natur unterwegs und verbringe nach wie vor, auch als Abgeordnete, regelmäßig einen Teil meiner Sommerferien, indem ich mit Kindern und Jugendlichen der Pfadfinder mit dem Zelt und zu Fuß unterwegs bin, um möglichst nah dran zu sein an der Natur.
Als Grüne ist mir sehr bewusst, dass wir neben den großen Gefahren des menschengemachten Klimawandels mit einer weitern, für uns Menschen mindestens genau so bedrohlichen Krise zu kämpfen haben, nämlich mit der Artenkrise.
Wir stecken mitten in der größten Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier vor rund 55 Millionen Jahren, auch das treibt mich um. Auch damals war ein plötzlicher massiver Wandel des Klimas die Ursache, wenn auch durch einen Meteoriteneinschlag auf der Erde herbeigeführt.
Heute ist es unsere Art zu Wirtschaften und zu Leben, die Tag für Tag 120 Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich von unserem Planeten verschwinden lässt. Wir wissen nicht, wann der Kipp-Punkt ist, bei welchem Verlust welcher Art das System kollabiert. Wir wissen aber sehr genau, dass sowohl die direkte Vernichtung von Lebensräumen als auch deren indirektes Verschwinden durch Klimawandel und Meeresspiegelanstieg unsere Umwelt bedroht.
Deswegen ist es wichtig, dass bei politischen Entscheidungen die Auswirkungen auf unsere belebte Umwelt viel stärker berücksichtigt wird. Die Bedeutung von großen Gebieten, in denen der Mensch sich zurück nimmt und seinen Einfluss so gering wie möglich hält, muss endlich entsprechende Berücksichtigung finden. Mein Wahlkreis liegt an der Westküste Schleswig-Holsteins, vor unserer Haustür befindet sich das weltweit einmalige Wattenmeer. Geschützt als Nationalpark und als UNESCO-Weltnaturerbe.
Auch dort erleben wir immer wieder, dass es nicht leicht ist, zwischen den verschiedenen Anforderungen dun Schutzbemühungen abzuwägen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Um aus den fossilen Energien auszusteigen, brauchen wir den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Die Westküste ist insbesondere mit Wind privilegiert, dennoch bin ich z.B. der Ansicht, dass nicht überall Windkraftanlagen aufgebaut werden dürfen, sondern dass man z.B. die Belange des Vogelzuges sorgfältig berücksichtigen muss. Immerhin führt eine der weltweit bedeutendsten Vogelzuglinien entlang der Eider quer durch Schleswig-Holstein. Hier müssen weiterhin Korridore frei von Windrädern bleiben, weil wir eine große Verantwortung für den Fortbestand teils bedrohter Vogelarten haben.
Besonders wichtig für den Umweltschutz ist mir aber auch der Schutz unserer Meere. Sie sind das größte Ökosystem und als solches durch viele unterschiedliche menschliche Einflüsse bedroht, sei es durch die Erwärmung, den Eintrag von Nähr- und Schadstoffen als auch durch die Invasion fremder Arten. Wir brauchen echte Schutzgebiete für mindestens 30% der Meere weltweit. Das fordert auch die UN. Ein Teil davon muss so streng geschützt sein, dass die Entnahme von Rohstoffen und zerstörerische Aktivitäten wie Überdüngung, Überfischung oder die Verschmutzung durch Plastikmüll ausgeschlossen sind. So können sich die Fischbestände wieder regenerieren, davon profitiert dann auch die Fischerei.
Sowohl die Klimakrise als auch den Biodiversitäts-Verlust müssen wir gemeinsam bekämpfen. Denn Naturschutz ist Klimaschutz! Die Natur speichert schon heute die Hälfte der menschengemachten CO2-Emissionen. Wir brauchen eine intakte Natur zur Bekämpfung der Klimakrise mit wirksamen Maßnahmen. Deshalb müssen wir im Klimaschutz den Naturschutz und auch die Landwirtschaft immer mitdenken – es gibt zahlreiche Beispiele, die gegenseitig Abhängigkeit der Themenfelder deutlich machen, so etwa die Bedeutung der Moore und der Meere.
Wir brauchen einen historischen Kompromiss zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Klimaschutz!
Wir haben als Ampel aber auch schon viel erreicht:
Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz denkt Natur- und Klimaschutz endlich zusammen – ein Paradigmenwechsel. Mit diesem Förderpaket investieren wir mehr als je zuvor in unsere Lebensgrundlagen – in gesunde Moore, Auen und Wälder, in mehr Stadtgrün, in naturnahe Landwirtschaft und vieles mehr. Das stärkt nicht nur die Artenvielfalt. Eine intakte Natur ist auch die beste Verbündete gegen die Klimakrise.
Wir haben eine Offensive für unsere Meere gestartet. Der erste Meeresbeauftragte der Bundesregierung und eine Nationale Meeresstrategie werden dafür sorgen, dass Nord- und Ostsee besser geschützt und von Munitionsaltlasten befreit werden.
Mit der Nationalen Wasserstrategie hat die Bundesregierung einen konkreten Fahrplan vorgelegt, wie wir in Zukunft mit der wichtigen Ressource Wasser umgehen.
Ebenso wichtig: die Nationale Moorschutzstrategie, mit der bestehende Moore geschützt und trockengelegte Moore wiedervernässt werden sollen. Moore sind Lebensraum vieler bedrohter Arten und dienen als Treibhausgassenke.
Auch international haben wir trotz der schwierigen geopolitischen Lage im Umweltschutz langersehnte Erfolge erzielt.
Ein historischer Durchbruch war die Verabschiedung des Weltnaturschutzabkommens in Montreal. Das Ziel: bis 2030 müssen mindestens 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresfläche unter Schutz gestellt werden. Die Gefahr durch Pestizide und Chemikalien soll bis 2030 halbiert und umweltschädliche Subventionen abgebaut werden.
Der zweite internationale Meilenstein: die Unterzeichnung des UN-Hochseeschutzabkommens. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ist es damit möglich, die Hohe See – und damit rund 40 Prozent unserer Erdoberfläche – wirklich zu schützen. Dafür gab es bisher keinerlei Rechtsrahmen.
Um die beiden Naturschutzabkommen mit Leben zu füllen, hat sich Deutschland u.a. dazu verpflichtet, bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für den internationalen Biodiversitätsschutz beizutragen.
Auf EU-Ebene haben wir trotz großer Widerstände das Nature Restoration Law auf den Weg gebracht. Dabei hat Deutschland im Umweltrat eine wichtige Rolle gespielt.