Wo sehen Sie die Grenzen der Besteuerung von Topverdienern?
Sehr geehrter Herr Perc,
Die höhere Besteuerung größerer Einkommen (meist so ab um die 100 Tausend Euro aufwärts) ist eine oft gehörte Forderung Ihrer Partei, die mich immer wieder irritiert. So haben wir doch bereits eine progressive Steuer, d.h. die Steuerlast wächst mit steigendem Einkommen bereits überproportional. Zudem erfolgt die Abgabe von Steuern prozentual, d.h. auch hier steigt der Umfang der Abgabe logischerweise bereits mit der Höhe des Einkommens. Das führt letztendlich dazu, dass die top 6,4% der Top-Verdiener in Deutschland laut einer Untersuchung des iwd aus 2019 bereits für 42% der Einkommenssteuer verantwortlich zeichnen (Quelle: https://www.iwd.de/artikel/einkommensteuer-die-grosse-umverteilung-413662/). Ich verstehe das Konzept, dass man als Staat mit mehr Geld mehr machen kann. Aber wo sehen Sie denn eine Grenze der Besteuerung von Topverdienern? Die Forderung nach mehr hat in einer Welt mit begrenzten Mitteln doch immer eine nachhaltige Grenze.
Sehr geehrter Herr Hartmann,
die SPD fordert einen zusätzlichen Aufschlag von drei Prozentpunkten zur Einkommensteuer für diejenigen, die besonders viel verdienen. Dabei liegt die Grenze nicht bei 100.000 Euro, wie Sie schreiben, sondern bei Verheirateten für den zu versteuernden Einkommensanteil oberhalb von 500.000 Euro im Jahr, bei Ledigen ab 250.000 Euro im Jahr. Das bedeutet, dass lediglich jeder zusätzliche Einkommenseuro, der oberhalb von 500.000 (250.000) Euro liegt, mit zusätzlich 3 % besteuert werden soll. Das ist angesichts der Milliardenausgaben, die notwendig waren zur Krisenbewältigung, recht angemessen.
Bitte vergleichen Sie zur Bewertung auch die steigende Ungleichheit in Deutschland. Die reichsten 10 % in Deutschland verfügen über 67 % des Gesamtvermögens. Es lässt sich laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung sogar festhalten, dass die reichsten 45 Familien mehr Vermögen besitzen als die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Und Corona hat die Ungleichheit sogar wachsen lassen. Insoweit ist eine stärkere Beteiligung der Supervermögenden an der Finanzierung des Gemeinwesens aus meiner Sicht gerechtfertigt.
Mit freundlichen Grüßen
Dejan Perc