Frage an Daniela Wagner von Christoph S. bezüglich Verkehr
Kann es sein, dass zwischen Verkehrspolitik und Wohnungsnot ein enger Zusammenhang besteht? Also dass viele Leute ganz einfach in das Nachbargebiet ziehen und pendeln, wenn das eigentliche Wunschgebiet voll ist und die Verkehrsverbindung gut genug ist? Kann es sein, dass mit dem schnellen Bau zusätzlicher schneller, zuverlässiger und häufig fahrender ÖPNV-Bahnen bislang unattraktive Gebiete erschlossen und hierdurch der Immobilienmarkt mit viel zusätzlichem Bauland geflutet wird und so die Wohnungspreise auf ein erträgliches Maß fallen können?
Was halten Sie hierbei von Seilbahnen, wie sie in vielen südamerikanischen Städten schon fahren?
Kann es sein, dass viele an einem hohen Immobilien-Preisniveau interessiert sind und deswegen den Bau solcher Bahnen verhindern oder verzögern wollen.
Kann es sein, dass die Forderung nach Tunneln (z.B. Berlin-Lichtenrade (RE Richtung Wünsdorf-Waldstadt), Wolfratshausen Richtung Geretsriet, Erding, München-Johanniskirchen, allgemein immer U-Bahn statt Hochbahn) eine Methode ist, den Bau dieser Bahnen zu verzögern, damit das Preisniveau hoch bleiben kann?
Der Reichstag ist direkt neben einer oberirdischen 4gleisigen Hauptbahn: Ist das wirklich so unerträglich bei geöffnetem Fenster?
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre interessante Frage.
Verzögerungen beim Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs entstehen nicht durch die - unbestritten mächtigen - Interessen von Immobilienspekulanten. Hindernisse sind vielmehr schwerfällige Prozesse bei der Planung und Umsetzung sowie bei der Finanzierung, die unmittelbar mit einer falschen Gewichtung der Regierenden im Bund und in den Ländern zusammenhängen, die immer noch eine viel zu autolastige Politik betreiben.
In Deutschland wird übrigens an vielen Stellen über den Einsatz von Seilbahnen nachgedacht, bislang aber weitgehend ohne Ergebnis, was ebenfalls mit zu geringen Bemühungen um verkehrstechnische Alternativen zusammenhängt. Der Bau von Seilbahnen kann derzeit nicht über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) finanziert werden.
Die Überlegung, die hinter dem Bau von Tunneln für Bahntrassen steht, ist im Ansatz richtig. Es geht darum, negative Auswirkungen auf die Gesundheit lärmgeplagter Anwohner abzuwenden. Das gilt vor allem auch vor dem Hintergrund, dass wir nur durch einen massiven Ausbau des Bahnverkehrs die Verkehrswende möglich machen.
Lärm ist ein ernst zu nehmendes Problem. Gerade erst hat die WHO auf Basis der aktuellen Lärmwirkungsforschung neue Lärm-Leitlinien für Schienenverkehrslärm herausgebracht und nachgewiesen, dass großer Handlungsbedarf besteht, um Gesundheitsschäden abzuwenden.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Wagner, MdB