Frage an Daniel Ansorge von Dieter Dr. B. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Ansorge,
Sie wünschen sich ein Abschalten der Atomkraftwerke. Wie sieht es dann mit der Sicherheit der Stromversorgung aus. Beziehen wir unseren Strom dann aus den französischen und tschechischen Atomkraftwerken?
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Buchberger
Sehr geehrter Herr Buchberger,
Um Strom nach Deutschland zu importieren, müssten wir dafür logischerweise erst einmal einen Bedarf haben, das ist aber eindeutig nicht der Fall. Deutschland exportiert von Jahr zu Jahr mehr Strom ins Ausland. Nachzulesen sind die exakten Zahlen bei http://www.bdew.de/bdew.nsf/id/DE_Brutto-Stromerzeugung_2007_nach_Energietraegern_in_Deutschland?open&Highlight= Der Fachverband der Energiewirtschaft mit den Mitgliedern RWE, Vattenfall, EnBW und EON hat sicher kein Interesse die Zahlen zu schönen. 1/7 des deutschen Atomstroms also die Leistung von knapp 3 Atomkraftwerken geht in den Export. Jahr für Jahr steigt die Erzeugungskapazität in Deutschland insbesondere durch Solar- und Windkraft deutlich an. Daneben laufen Energiespar- und Effizienzprogramme.
Ich bin überzeugt davon, dass wir die Atomenergie ohne Probleme ersetzen können, wenn wir unsere Prioritäten, im Gegensatz zur "schwarz-gelb-Variante", wirklich auf die Förderung von erneuerbaren Energien und Energiesparprogrammen konzentrieren. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Stand-By-Funktion. Wir müssen uns doch in keiner Weise einschränken, wenn ein Gerät in ausgeschaltetem Zustand keinen Strom mehr verbraucht. Viele Geräte haben aber als einzige Option nur die Stand-By-Schaltung. Schätzungen gehen von 2 Atomkraftwerken aus, die wir nur wegen der Stand-By-Funktion brauchen. Die Liste, wie man mit sehr wenig Aufwand sehr viel erreichen kann, ist wirklich enorm lang. Zusammen mit dem Ausbau von regenerativen Energien kann so innerhalb kurzer Zeit ein AKW nach dem anderen abgeschaltet werden, und zwar ohne Importe aus Frankreich oder Tschechien.
Die Stromlücke in Deutschland ist eine politische Lüge, um abgeschriebene und unsichere deutsche Kraftwerke noch länger Atomstrom zu Gunsten der Energieversorger produzieren zu lassen. Dieser kann von ihnen nämlich billig produziert werden, weil die Atomenergie erstens immer noch hohe Subventionen bekommt und zweitens die Kosten für die Endlagerung des stetig wachsenden Atommülls ebenfalls der Steuerzahler tragen muss. Müssten Vattenfall & Co diese Kosten wirklich selbst bezahlen, wäre der Atomstrom für den Endverbraucher viel zu teuer und damit keine wirtschaftliche Konkurrenz zu den erneuerbaren Energien.
Ich hoffe, dass ihnen diese Antwort geholfen hat, meinen Standpunkt nachzuvollziehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Ansorge