Frage an Daniel Ansorge von Matthias H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Ansorge,
die CSU setzt sich für den Anbau von genetisch veränderten Pflanzen und deren finanziellen Förderung in Forschungsprojekten ein. Sie sieht darin Chancen für die zukünftige Ernährung der Bevölkerung. Zur Wahrung der Wahlfreiheit sollen Lebensmittel, die genetisch verändert wurden gekennzeichnet werden.
Teilen Sie diese Position? Was halten Sie davon?
Mit freundlichen Grüßen
Matthias
Sehr geehrter Herr Huber,
mit der Gentechnik haben sie einen wichtigen Punkt angesprochen. Ich lehne eine staatliche Förderung, sei es finanziell oder durch Gesetze strikt ab. Im Gegenteil, ich trete für eine komplett gentechnikfreie Landwirtschaft ein.
Dank meines Medizinstudiums habe ich auch das faszinierende Fach der Genetik genießen dürfen, im Gegensatz zu den meisten CSU-Politikern weiß ich also, wovon ich spreche. Meine Einschätzung ist folgende: Trotz gewaltiger Fortschritte in den letzten Jahren stecken wir bei der Erforschung dieser Wissenschaft immer noch in den Kinderschuhen. Es ist einfach unseriös zu behaupten, die Gentechnik sei zu 100% erforscht und deshalb sicher. Wir greifen hier in ein System ein, von dem wir bisher nur grob im Ansatz wissen, wie es funktioniert. Das Fatale dabei ist aber: Sollten wir in 10-20 Jahren feststellen, dass diese Eingriffe in die Natur eine einzige Katastrophe waren, dann lässt sich das nicht mehr rückgängig machen, denn dann sind diese Gene unauslöschlich in diesen Pflanzen verankert.
Vor allem bleiben diese Gentechnik-Pflanzen ja nicht "unter sich", sie werden sich auf natürlichem Weg mit noch unveränderten Arten durchmischen und damit die Gentechnik mit der Zeit in die gesamte Landwirtschaft bringen. Eine Produktkennzeichnung für den Verbraucher ist deswegen eine nette Idee, in der Realität jedoch vollkommen sinnlos, denn haben wir erst einmal flächendeckend die Gentechnik in der Landwirtschaft, dann kann man keine seriöse Garantie abgeben, dass ein Produkt zu 100% gentechnikfrei ist.
Auch das Argument, dadurch könne man Hunger bekämpfen, ist für mich nicht haltbar. Bisher haben alle unabhängigen Forschungen gezeigt, dass die Gentechnik langfristig gesehen sogar kontraproduktiv ist. Unkraut und Schädlinge werden schnell resistent, Ernten fallen aus, und und und...
Meiner Meinung nach kann man den Hunger in der in der 3. Welt viel besser bekämpfen, indem man sich für stabile politische Verhältnisse in den betroffenen Regionen einsetzt, für den Aufbau von Bewässerungsanlagen und vor allem für faire Handelsbedingungen auf dem Weltmarkt.
Momentan hat die CSU in der Gentechnik-Frage zwar klein beigegeben, ich bin aber felsenfest überzeugt, dass dieses Thema noch nicht vom Tisch ist. Die momentane Situation haben wir weniger der Vernunft von Seehofer & Co zu verdanken, sondern den couragierten Protesten zigtausender Landwirte, die auf die Qualität ihrer Erzeugnisse Wert legen. Sollte dieser Widerstand einmal nachlassen, ist eine erneute Kehrtwende der CSU zu befürchten, wie sie in ihrer Frage ja schon treffend festgehalten haben, ist sie ja eigentlich ein Befürworter dieser Technologie.
Mit der ÖDP wählen sie keinen Wackelkandidaten, wir haben in dieser Frage einen klaren Standpunkt, von dem wir kein bisschen abweichen werden. Jeder Gegner der Gentechnik legt seine Stimme bei der ÖDP am 27. September gut an.
Ich hoffe, ich konnte ihnen mit dieser Antwort weiterhelfen, ansonsten können sie mir natürlich gerne noch eine weitere Frage stellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Ansorge