Frage an Cornelia Pieper von Janine B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Pieper,
die Gymnasien in Sachsen-Anhalt entlassen in diesem Jahr zwei Abiturjahrgänge. Viele Abiturienten und Angehörige sorgen sich darum, dass es zu wenig Ausbildungs- beziehungsweise Studienplätze gibt und haben Angst davor, nach dem Schulabschluss auf der Straße zu sitzen. Können Sie diese Angst vor der Arbeitslosigkeit mindern? Wird seitens der Politik etwas gegen einen möglichen Mangel unternommen? Wie stehen Sie generell zum föderalistischen Bildungssystem? Ich bitte um eine schnelle Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Janine Bornemann
Sehr geehrte Frau Bornemann,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Aufgrund der zu erwartenden ca. 10.000 zusätzlichen Schülerinnen und Schüler, wurde die Landesregierung Sachsen-Anhalt bereits im Juli 2006 aufgefordert, ein Konzept zur Sicherung der Zukunftschancen der Jugendlichen des Schulabgangsjahres 2007 (doppelter Abiturjahrgang) in Zusammenarbeit mit den Hochschulen, den Kammern und Verbänden zu erarbeiten und selbiges auch im Landtagsausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur bis Ende Oktober 2006 vorzustellen. Bislang liegt jedoch nur ein Bericht vor, der kein klares Konzept erkennen lässt. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Landesregierung diesem Problem nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Es ist sogar zu befürchten, dass sie kein abgestimmtes Konzept besitzt, das es sowohl den Hochschulen ermöglicht, kurzfristig mehr Abiturienten aufzunehmen und gleichzeitig den Jugendlichen und Unternehmen Rahmenbedingungen setzt, die die befürchtete Verdrängung der Sekundarschüler auf dem Ausbildungsmarkt vermeiden helfen.
Nach wie vor ist die Zersplitterung des deutschen Bildungssystems in 16 unterschiedliche Schulgesetze mit zum Teil sehr unterschiedlichen Abschlüssen und mit völlig verschiedenen Lehrerausbildungen beträchtlich. In einer internationalen und auf Wettbewerb ausgerichteten europäischen Bildungslandschaft wird so die Mobilität deutscher Schüler, Eltern und Lehrer massiv eingeschränkt. Für Familien mit Kindern ist das Umziehen noch immer mit schweren Schulproblemen der Kinder, bis zum Sitzenbleiben verbunden. Die gegenseitige volle Anerkennung der Lehrkräfte steht ebenso aus wie die Organisation der Weiterbildung und die volle Anerkennung der jeweils erworbenen Qualifikationen. Die Kündigung des KMK-Abkommens durch Niedersachsen darf daher keinesfalls zu noch mehr Kleinstaaterei, Chaos und Stillstand im Bildungssystem führen. Sie muss vielmehr als Chance zur Verbesserung genutzt werden. Die Mobilitätsmöglichkeiten für Familien und Lehrkräfte in unserem Land, die Art und Vergleichbarkeit der geforderten Bildungsstandards, die gegenseitige Anerkennung der Schulqualifikationen und der Lehrerausbildungen müssen endlich verbessert werden. Dazu bedarf es einer bundesweiten Koordination und gesicherter Qualitätsanforderungen, die den Freiraum für eine bunte Vielfalt verschiedener Profile und Modelle ohne Beeinträchtigung des Bildungsraumes Deutschland als Ganzes garantieren.
Weitere ausführlichere Informationen zum Thema "Bildungssystem" finden Sie auf meiner Homepage www.cornelia-pieper.de.
Mit freundlichen Grüßen
Cornelia Pieper, MdB