Cornelia Ernst
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Frage von Christian R. •

Frage an Cornelia Ernst von Christian R. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr. Ernst,

in ihrem Wahlprogramm zur Europawahl schreiben Sie unter Punkt 6: "Kryptowährungen wie Bitcoin, die bei ihrer 'Schürfung' große Mengen Strom verbrauchen, wollen wir verbieten."

Sind sie sich sicher, dass ein Europäisches Verbot von Bitcoin dem Klima überhaupt helfen würde?

Bitcoin-Mining/Schürfung ist ein weltweiter Wettbewerb. Wenn die Europäischen Miner mit ihren fast 100% regenerativen Überschussenergien nun aus diesem globalen Wettbewerb ausscheiden, macht es in der Konsequenz nur in anderen Teilen der Welt das Mining mit fossilen Energien profitabler und erhöht damit sogar die CO2-Bilanz von Bitcoin.

Ebenso ist zu beobachten, dass sich der Energieverbrauch von Bitcoin nicht an dem Grad seiner Verwendung (Anzahl von Transaktionen) orientiert. Die Miner wenden aktuell diese Energiemengen für die neu entstehenden Bitcoins alle 10 Minuten auf. Ein europäisches Verbot von Bitcoin könnte daher ggf. die Verwendung/Transaktionen reduzieren, doch auf den gesamten Energieverbrauch hat dies wohl keine Auswirkung.

Nach meinem Verständnis würde ein europäisches Bitcoinmining-Verbot damit so gut wie keinen Effekt auf den Energieverbrauch haben und das Ausscheiden europäischer Minder könnte sogar noch dem globalen Klima schaden.

Ihr geplantes "Verbot von Bitcoin" ist daher ggf. gut gemeint (von Implikationen für die Bürgerechte mal abgesehen), doch wie können sie mir versichern, dass die praktischen Folgen eines solchen Verbotes nicht sogar eine negative Bilanz für das globale Klima haben werden?

Cornelia Ernst
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr R.,

Vielen Dank für Ihre Frage.

Der Stromverbrauch von Kryptowährungen ist mit mind. 30 TWh pro Jahr nicht zu vernachlässigen. Und auch die Tatsache, dass ein Großteil des Stroms, der bspw. in der EU erzeugt wird, eben nicht aus erneuerbaren Quellen kommt, ist problematisch. Im Schnitt sind nur 18% des Stroms in der EU aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Der Anteil von erneuerbarem Strom in den USA liegt bspw. bei 12 Prozent.

Dieses sind kritische Punkte, die man bei der Verwendung von Kryptowährungen im Hinterkopf behalten muss, auch im Sinne des Klimaschutz.

Außerdem müssen Kryptowährungen der Finanz- und Geldwäscheaufsicht unterworfen werden, und auch Beschränkungen hinsichtlich der Höhe von Transaktionen sollten zur Anwendung kommen.
Generell wäre es wichtig, die Grundlagenforschung in Technologie durch ein breites Netz an universitären Einrichtungen zu unterstützen, sowie eine öffentliche digitale Infrastruktur zu fördern.

Die jüngst verabschiedeten Richtlinien und Verordnungen im Rahmen der europäischen Energieunion setzen auf eine Steigerung des Anteils der Erneuerbaren auf 32 Prozent bis zum Jahr 2030. Auch die überarbeitete Energieeffizienzrichtlinie setzt ein Ziel von 32,5 Prozent bis 2030. Dies sind alles Schritte in die richtige Richtung, aber bei weitem überhaupt nicht ausreichend. Die LINKE im Europaparlament hat sich dafür stark gemacht, dass diese Ziele weit ambitionierter ausfallen, damit das Pariser Klimaschutzabkommen doch noch eingehalten werden kann. Und natürlich kann bei einem höheren Anteil von erneuerbaren Energien auch sehr viel leichter zugunsten von Kryptowährungen argumentiert werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Cornelia Ernst