Frage an Cornelia Ernst von Benjamin A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Dr. Ernst,
in Ihrem Wahlprogramm zur Europawahl schreiben Sie unter Punkt 6: "Kryptowährungen wie Bitcoin, die bei ihrer 'Schürfung' große Mengen Strom verbrauchen, wollen wir verbieten."
Der Stromverbrauch beim sog. Mining kommt im geografischen Europa nahezu ausschließlich aus regenerativen Energiequellen, allen voran Wasserkraft und Geothermie. Inwiefern würde ein Verbot den Klimaschutz begünstigen?
Wie könnte ein Verbot ausgestaltet werden, so dass es effektiv umgesetzt werden kann? Verbote von Bitcoin, insbesondere von Bitcoin-Mining, sind bisher nur aus totalitären und repressiven Staaten bekannt. https://en.m.wikipedia.org/wiki/Legality_of_bitcoin_by_country_or_territory Wie könnte ein Verbot umgesetzt werden, ohne massiv in grundlegende Bürgerrechte einzugreifen?
Mit freundlichen Grüßen
B. A.
Sehr geehrter Herr A.,
Vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die Frage nach dem Stromverbrauch von Kryptowährungen ist nicht mal unter Befürwortern von Kryptowährungen umstritten. 30 TWh pro Jahr fallen als Energiebedarf an, allerdings gibt es auch Schätzungen, die von einem doppelt so hohen Energieverbrauch ausgehen.
Natürlich ist die Frage, wie die Energie gewonnen wird, überhaupt nicht zu vernachlässigen. Handelt es sich um erneuerbare Energie, könnte man dem Energieverbrauch von Kryptowährungen etwas gelassener geegenüberstehen. Allerdings wird EU-weit derzeit nur 18% des Endenergieverbrauchs an Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Dies ist einfach zu wenig, um die so wichtige Frage der Energieeffizienz und vor allen Dingen des Energiesparens zu vernachlässigen. Gerade das Einsparen von Energie spielte und spielt in den Szenarien der europäischen Kommission bei den Vorschlägen für die Energieziele der europäischen Energieunion eine wichtige Rolle. Die ökologischste Form der Energie ist jene, die nicht verbraucht wird. Angesichts der Dringlichkeit der fortschreitenden Klimaerwärmung muss bis 2050 auch der Energiesektor de facto CO2-neutral sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Cornelia Ernst