Frage an Cornelia Conrad von Dietrich M. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo, Frau Conrad,
- endlich - Glückwunsch zum Mut und Inhalt Ihrer Aussage zum gemeinschaftlichen Lernen. Sie wissen natürlich, wovon Sie reden, werden dafür aber sicher nicht die uneingeschränkte Freude Ihrer Parteikollegen Klug und Kubicki haben.
Meine Frage: Sehen Sie eine Möglichkeit das - m.E. gar nicht vorhandene - Konzept für das gemeinschaftliche Lernen - außer in dem gemeinsamen Klassenraum - das von Ihnen zurecht als "absoluter Murks" bezeichnet wird, für die Öffentlichkeit evtl.in einem Interview einmal zu definieren bzw. entsprechend zu kritisieren?
Für diesen pädagogischen Unsinn fehlt doch jede Konzeption und Voraussetzung wie z. B. Studiengang und Studieninhalte für die Lehrkräfte, Pädagogische Richtlinien für den Unterricht, Struktur einer Schullaufbahn und Schulabschluss, Struktur einer Lehrerlaufbahn/Lehrerbesoldung, Vorbereitungskonzept für eine Tätigkeit als Schulleiter.
Bei aller Freiheit, die die FDP will, sollte man unsere Kinder nicht dem Spielball der persönlichen Eingeninitiative einer Lehrkraft überlassen.
Die FDP könnte das sicher zu einem zugkräftigen Wahlthema machen, wenn sie es richtig darstellt.
Mit freundlichen Grüßen
Dietrich Manzey
Sehr geehrter Herr Manzey,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich freue mich, dass Ihnen meine sehr pointierte Aussage gefällt. Auch kann ich Sie beruhigen. Es gibt innerhalb der FDP keine Differenzen zum Thema längeres gemeinsames Lernen. Aus unserer Sicht müssen Kinder und Jugendliche entsprechend ihrer individuellen Begabungen und Neigungen gefördert werden. Ein differenziertes Bildungssystem bietet, verbunden mit einer motivierten und qualifizierten Lehrerschaft, die besten Voraussetzungen, um diesen Bildungsauftrag zu erfüllen. Entsprechend haben wir das Schulgesetz geändert und an Gemeinschaftsschulen die Bildung von abschlussbezogenen Klassen wieder ermöglicht. Weiterhin haben wir die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern weiter verbessert, um die Bildungsqualität zu erhöhen. So wurde die Betreuung der Lehramtsanwärter im Referendariat durch Studienleiter wesentlich erhöht und im Fachgebiet Pädagogik, was von Rot-Grün abgeschafft wurde, wieder eingeführt.
Lassen Sie mich auch darauf hinweisen, dass mögliche Vorteile des längeren gemeinsamen Lernens wissenschaftlich nicht belegt sind. Vielmehr zeigen aktuelle, öffentlich einsehbare Vergleichsstudien (z.B. Bildungsmonitor, Lernatlas), dass Bundesländer, welche das längere gemeinsame Lernen praktizieren (z.B. das rot-rote Brandenburg), schlechter abschneiden als Bundesländer mit differenziertem Schulsystem. Unsere Bildungspolitik grenzt sich klar davon ab. Wir setzen auf Verlässlichkeit, Qualität und Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und nicht auf Schulstruktur- und Ideologiedebatten.
Mit bestem Gruß
Cornelia Conrad