Frage an Clemens Hoch von Oliver D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Im rlp. Koalitionsvertrag steht, dass die Strukturen für Universitäten und Hochschulen für Nachwuchsförderung ausgebaut bzw. verbessert werden soll. Beinhaltet das auch die Praxis Doktoranden auf 50% Stellen bei 100% Arbeit zu halten, abzuschaffen? Von Fairness, Lohngerechtigkeit und dem elendigen WissZeitVG mal ganz zu schweigen, ist es alles andere als leicht, angemessen oder förderlich, unter solchen Umständen zu arbeiten. Zumindest wenn ein Land sich auf die Fahne schreiben will, Forschung und Wissenschaft auf ein Top-Niveau zu bringen. Finde es äußerst kontraintuitiv als formal hoch gebildete Person, finanziell zum Prekariat zu gehören.
Frage: Beinhaltet der Koalitionsvertrag bzw. Ihre persönlichen Vorhaben als Minister in dieser Legislaturperiode an diesem Umständen für NachwuchswissenschaftlerInnen etwas zu ändern? Eine aussagekräftige Antwort, ob in absehbarer Zeit sich etwas ändert, wäre zwecks Berufs-, Lebens- und Wissenschaftsplanung echt cool. Dass mich perspektivisch unter diesen Umständen momentan wenig bis gar nichts in der Wissenschaft (die an sich hoch spannend ist) hält, dürfte nicht so schwer nachzuvollziehen sein.
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr Drewes,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir haben uns als Landesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu stärken. Wir wollen die die neuen Möglichkeiten der Karrierewege in Forschung und Lehre, die sich aus dem neuen Hochschulgesetz ergeben, nutzen und weiter stärken – konkret bedeutet das, Karrierewege wie Juniorprofessuren und Tandemprofessuren gezielt zu nutzen und auszubauen und zudem auch „Dual-Career“ Programme aufzusetzen, die es Partnerinnen oder Partnern von neuberufenen Professorinnen und Professoren ermöglicht, ebenfalls eigene langfristige Karriereperspektiven am neuen Hochschulstandort zu erhalten. So wollen wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach der Promotion mehr Planbarkeit ermöglichen. Zudem haben wir im Rahmen der Hochschulinitiative für gutes Studium und gute Lehre in Rheinland-Pfalz 779 neue Dauerstellen an den rheinland-pfälzischen Hochschulen geschaffen. Davon wir eine hohe Zahl an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Land profitieren.
Gute Rahmenbedingungen für die Promotionsphase beinhalten qualitätssichernde Elemente wie Betreuungsvereinbarungen oder Ombudsstellen, Mitbestimmungsmöglichkeiten über Doktorandenvertretungen und faire Beschäftigungsbedingungen. Wir werden unsere Hochschulen dabei begleiten, die im neuen Hochschulgesetz eingeführten Elemente zügig umzusetzen.
Gerne bin ich als Minister für Wissenschaft und Gesundheit bereit, über Verbesserungen der Beschäftigungsbedingungen für Promovierende und Postdoktorandinnen und -doktoranden zu diskutieren und würde mich freuen, hierzu auch mit den sich nun konstituierenden Doktorandenvertretungen in den Dialog zu treten.
Mit freundlichen Grüßen
Clemens Hoch