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Frage von Jakob S. •

Frage an Clemens Binninger von Jakob S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Binninger,

in den Stuttgarter Nachrichten habe ich vor kurzem gelesen, daß bald in ganz Europa die Glühbirnen verboten werden sollen. Ich finde dies äußerst bedenklich, da ich das Licht der Energiesparlampen nicht mag und ich sie auch sonst problematisch finde; hierzu kam vor kurzem auch ein kritischer Testbericht in der Zeitschrift Ökotest. Ich habe den Eindruck, daß (nicht nur) dieser Beschluß wieder einmal über die Köpfe der Bevölkerung hinweg gefällt worden ist, denn an eine öffentliche Debatte hierzu kann ich mich nicht erinnern. Auch sehe ich nicht, wie dadurch ein ernstzunehmender Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. Sehen Sie in dieser Regelung überhaupt einen Sinn bzw. kann die deutsche Politik hier noch etwas verhindern?

Mit freundlichen Grüßen

Jakob Schwarz

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schwarz,

haben Sie vielen Dank für Ihren Beitrag.

Die EU hat im Dezember in der Tat Regelungen beschlossen, die in den nächsten Jahren dazu führen werden, dass herkömmliche Glühlampen vom Markt verschwinden. Dies soll über strengere technikunabhängig definierte Effizienzanforderungen geschehen. So ist in einer ersten Stufe ab September 2009 vorgesehen, dass matte Glühbirnen und Glühbirnen ab 100 Watt nicht mehr verkauft werden. Bis September 2012 soll dies auch für kleinere klare Glühbirnen gelten. Davon werden aber nicht nur Glühlampen, sondern auch ineffiziente Energiesparlampen oder LEDs betroffen sein. Wichtig ist dabei, dass nicht die Nutzung von herkömmlichen Glühbirnen, sondern lediglich der Verkauf verboten werden wird.

Ich teile Ihre kritische Einschätzung in der Sache nicht. Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, Energiesparlampen Glühbirnen vorzuziehen. Wie Sie sicher wissen, wandelt eine Glühbirne im Durchschnitt lediglich fünf Prozent des verbrauchten Stroms in Licht um. Es gibt daher gerade im Bereich der Beleuchtung noch erhebliche Einsparpotenziale, die in vielen Haushalten nicht einmal annähernd genutzt werden. So schätzt der Fachverband ZVEI den Anteil der Energiesparlampen auf nur etwa 17 bis 18 Prozent in Deutschland. In der EU werden jährlich noch rund 2,1 Milliarden Glühlampen verkauft.

Angesichts steigender Strompreise und der Notwendigkeit, CO-2 einzusparen, ist es wichtig, diese Potenziale auch zu nutzen. Allein in Deutschland ließen sich laut EU-Kommission 7,5 Milliarden Kilowattstunden Strom einsparen, wenn in Zukunft Lampen mit geringer Energieeffizienz nicht mehr gekauft werden können. EU-weit würden die Verbraucher damit mehrere Milliarden Euro an Stromkosten pro Jahr einsparen.

Ich stimme mit Ihnen überein, dass Energiesparlampen in ihrem Einsatz nicht ohne weiteres mit Glühbirnen vergleichbar sind. Der von Ihnen angesprochene Test in der Zeitschrift "Ökotest" aus dem September 2008 bemängelt etwa die mit der Zeit abnehmende Leuchtkraft vieler Energiesparlampen. Weitere Punkte ließen sich nennen. Im Wissen um diese Defizite sieht die EU neben Effizienzanforderungen auch das Kriterium einer verbesserten Gebrauchstauglichkeit für Lampen vor. So soll in Zukunft die Haltbarkeit, die Schaltfestigkeit, die Zündzeit und die Anlaufzeit verbessert werden.

Die Möglichkeiten, auf die im Dezember beschlossene Regelung Einfluss zu nehmen, sind sehr begrenzt. Es handelt sich um eine Verordnung der EU, die auf Vorschlag der Europäischen Kommission von den Mitgliedsstaaten (Deutschland wurde von Bundesumweltminister Gabriel vertreten) beschlossen wurde und ab 2009 gültig ist. Ich bin allerdings skeptisch, ob die beschlossene Regelung, die letztlich auf ein Verkaufsverbot bestimmter Lampen hinausläuft, der richtige Weg ist. Eine andere Möglichkeit wäre es, bei der Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie auf europäischer Ebene ein so genanntes "Top-Runner-Programm" zu entwickeln, bei dem das energieeffizienteste Gerät (bzw. hier der effizienteste Leuchtkörper) nach einigen Jahren den Standard vorgibt. Hier würde ein Wettbewerb entstehen, die Energieeffizienz und Gebrauchstauglichkeit kontinuierlich verbessert.

Mit freundlichen Grüßen

Clemens Binninger