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Frage von Detlef L. •

Frage an Clemens Binninger von Detlef L. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Binninger,

bezugnehmend auf Ihre Antwort zur Frage von Herrn Meier am 20.03.2015 habe ich auch ihre vorangegangen Antworten, auf die Sie verwiesen haben, durchgelesen. Es hat mich verwundert, wieso Sie mehrmals auf eine Studie verweisen, deren Schlüsse bereits Anfang des Jahres 2013, drei Monate nach Veröffentlichung, widerlegt worden sind ( http://goo.gl/oD9Wye ). Die Autorin der Studie sprach gar von einer Schande, dass in Wahrheit die sozio-ökonomischen Umstände ursächlich gewesen sind, die sie nicht betrachtet hatte.

“Our original message was that adolescent onset users experienced some IQ decline as a result of cannabis use, and that was an important message…. Right now, the last word is that no, it’s socioeconomic status that’s responsible, and I think that is a real shame.” ( http://goo.gl/qi3oxx )

Ich hoffe sehr, Sie wollen ihre Wähler nicht darüber hinwegtäuschen, denn dieser Zusammenhang zur geistigen Leistungsfähigkeit war schon zuvor bekannt. Mich würde interessieren, was Sie Heranwachsenden raten. Angenommen, Sie stehen in der Aula einer Schule und sind sich gewiss, dass der Konsum bei einem nicht unerheblichen Teil ihrer Zuhörer bereits stattfindet oder unabwendbar ist. Was würden Sie denen sagen bzgl. des Umgangs mit Cannabis, so dass es möglichst zu keiner Beeinträchtigung deren Alltags kommt und welche Reaktion erwarten Sie?
Es gab in der Schweiz eine weniger repräsentative Studie bei Schülern, bei der sich herausstelle, dass diejenigen Schüler, die wenig, aber regelmäßig Cannabis konsumierten, ausgerechnet engagierter und sportlicher als ihre Mitschüler waren ( http://goo.gl/Q5bAAS ).
Darüberhinaus weise ich auf die Ansicht von Dr. Franjo Grotenhermen hin, der die Behauptungen von Prof. Rainer Thomasius als unseriös bezeichnet, wenn dieser sage, jedweder Cannabiskonsum in der Pubertät sei problematisch oder die geistige und körperliche Entwicklung würde stehenbleiben ( http://goo.gl/ej4O47 ).

Mit freundlichen Grüßen,

Detlef Leps

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Sehr geehrter Herr Leps,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Zunächst zu Ihrer Kritik an der Studie von Madeline Meier und ihrem Team und der von Ihnen zitierten Aussage von Frau Meier: “Our original message was that adolescent onset users experienced some IQ decline as a result of cannabis use, and that was an important message…. Right now, the last word is that no, it’s socioeconomic status that’s responsible, and I think that is a real shame.”
Sie sagt hier jedoch nicht, dass es eine Schande sei, dass sie die sozio-ökonomischen Hintergründe nicht betrachtet hätte! Im Gegenteil, sie hat Bedenken wie die Ergebnisse von Rogebergs Studie verstanden werden würden. Das sagt der in derselben Quelle vorstehende Satz aus: „Meier noted that she has concerns about how Rogeberg’s study will be received by the public, and adolescents in particular.“ Ihre Bedenken sind offenbar gerechtfertigt.

Mich wundert, dass Sie sich nach Durchsicht meiner Antworten zur Cannabis-Legalisierung noch fragen, was ich Jugendlichen und Heranwachsenden zum Konsum von Cannabis raten würde. Es ist wichtig, und das erwarte ich auch von Jedem, der mit jungen Menschen zu tun hat, Cannabis nicht zu verharmlosen. Genau das tun Sie aber, wenn Sie in dieser Form auf die Schweizer Studie hinweisen, die zwar feststellt, dass der Anteil derjenigen, der zwei oder mehrmals pro Woche Sport treibt unter den Cannabis-Konsumierenden, höher ist als unter den Abstinenzlern. Allerdings gehen Sie nicht darauf ein, dass bei den Abstinenzlern die Familienbindung enger, die schulischen Leistungen besser, die psychische Verfassung stabiler und der Konsum anderer Drogen, sowohl legaler wie auch illegaler, niedriger ist. Was die Studie neben der unterschiedlichen Gesamtmenge (Bsp. n = 455 bei den Cannabis-Konsumenten ggü. n = 3.105 bei den Abstinenzlern in Tabelle 4) außerdem schwächt, ist, dass man dem Trugschluss unterliegen könnte, es gäbe einen kausalen Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und erhöhter sportlicher Aktivität. Das stellt die Studie aber überhaupt nicht fest!

Cannabis-Konsum kann gerade bei jungen Menschen, deren Gehirn sich noch bis zum Alter von 21 Jahren in der Entwicklungsphase befindet, durchaus negative Folgen hervorrufen. Dazu gehören etwa Konzentrationsschwierigkeiten, Suchtgefahr, Psychosen und sogar Schizophrenien. Namhafte Wissenschaftler und Einrichtungen (neben dem von Ihnen gen. Prof. Rainer Thomasius bsp. auch Murat Yücel von der Universität Melbourne [http://archpsyc.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=482744] und ganz aktuell der Jahresbericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht [http://www.dbdd.de/images/2013/reitox_report_2013_germany_dt.pdf]) weisen darauf hin.

Ich bin beim Thema Cannabis-Konsum nicht Ihrer Meinung und Ihre Argumente und Quellen, auf die Sie verweisen, haben daran nichts geändert.

Mit freundlichen Grüßen
Clemens Binninger