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Frage von Erich H. •

Frage an Clemens Binninger von Erich H. bezüglich Recht

Werter Herr Binninger,

in Ihrer Bundestagsrede, welche Sie in dieser Woche hielten, betonten Sie, dass jetzt schonungslos augeklärt werden soll, wie ehemalige Massenmörder und Nazigrößen ins Ausland verschwinden konnten. Als Bürger dieses Landes habe ich diesbezüglich starke Zweifel, denn das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt. Wie ich weiß, konnten im Deutschland der Nachkriegszeit keine Pässe mehr ausgestellt werden. Kommt dann nicht nur ein ehemaliger Generalmajor der SS, Ernst von Weizsäcker, in Frage, der damals im Exil lebte?
In seiner Dissertation "Die Endlösung und das Dritte Reich", die es seit über 30 Jahren vorliegt, betonte Ch. Browning, dass die Rolle Ernst von Weizsäcker extra aufgearbeitet werden sollte. Warum ist dies noch nicht geschehen? Zum Beispiel wurde H. Schacht als Minister, nach einer Auseinandersetzung mit E. von Weizsäcker entlassen. Es ging damals um den Schacht - Rublee - Plan, welchen Herr Schacht mit den Alliierten ausarbeitete. Es betraf die legale Auswanderung der Juden. Daraus wurde dann nichts.

Lit.: "DIE ENDLÖSUNG und das Auswärtige Amt" Seite 33; 04.09. 1939 Gespräch Weizsäcker - Herr Schacht

Warum wurde dies bisher in der Schule nicht vermittelt?

Mit freundlichen Grüßen

Erich Humplik

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Humplik,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.

Nachdem Christopher Brownings Dissertation vor mehr als 30 Jahren erschienen ist, wurden durchaus weitere Forschungsarbeiten geleistet, die auch die Rolle Ernst von Weizsäckers beleuchten. Zuletzt erfuhr das Thema mediale Aufmerksamkeit, als die Studie "Das Amt und die Vergangenheit - Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik" erschien. Die Studie untersucht die Rolle führender Diplomaten im Dritten Reich, darunter auch Ernst von Weizsäcker.

Das Buch ist Ergebnis der Forschungsarbeit einer internationalen Historikerkommission, die im Auftrag des Auswärtigen Amtes dessen Geschichte aufarbeitete. Hierfür wurden rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Über diese Studie hinausgehende Forschungen anzustellen, steht selbstverständlich jedem interessierten Historiker frei. Ob allerdings einer einzelnen Quelle, wie von Ihnen angeführt, eine so überragende Bedeutung zukommt, vermag ich nicht zu beurteilen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Clemens Binninger