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Claus-Peter Matetzki
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Frage von frank w. •

Frage an Claus-Peter Matetzki von frank w. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Guten Tag,
wie können wir es schaffen das der Wohlstand dieser Welt auf alle Länder dieser Welt gerecht verteilt wird?

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Antwort von
DIE LINKE

Hallo Herr Woltau.

Das ist eine sehr schwere Frage. Mit dem Versuch der Beantwortung, könnte man telefonbuchdicke Abhandlungen schreiben.

Ich will es aber trotzdem mal versuchen, mich dem Thema zu nähern.

Die wirklich gerechte Verteilung des Wohlstandes, wird konsequent nur gelingen, wenn die meisten Industrienationen mit an diesem Strang ziehen.
Da dies -aus vielerlei Gründen- wohl leider unrealistisch bleiben wird, können wir uns in Deutschland nur darauf beschränken, die schlimmsten Auswüchse dieses Problems - in unserem politischem Einwirkungsbereich- einzudämmen.

Das mag vielleicht nur ein oder zwei Tropfen auf den heißen Stein ausmachen...aber es sind unsere Tropfen !

Als Hauptmaßnahme dürfte eine vernünftige, an den Interessen der Menschen vor Ort ausgerichtete, Regulierung der internationalen Großkonzerne nötig sein. (Diese Regulierung muss natürlich hier bei uns stattfinden.) Die Großkonzerne nutzen die Globalisierung auf das schändlichste aus, um ihre Profite ins uferlose steigen zu lassen.

Waren, die in der so genannten "dritten Welt" zu Spottpreisen und teilweise unter erbärmliche Arbeits- und Verdienstbedingungen hergestellt werden, sind dann bei uns in Deutschland (oder anderswo) zu Preisen erhältlich, die dem hiesigen Niveau entsprechen.
Die Menschen die diese Waren herstellten, haben nur so gut wie nichts davon und werden nicht entsprechend ihrer erbrachten Leistung, am Profit beteiligt.
Immer mehr Firmen schwenken auf diese Art und Weise des Wirtschaftens ein.

Wenn man bedenkt, dass heute meist nur noch ein "Image" verkauft wird und das die "Qualität" eines Produktionsablaufes mehr und mehr zur Nebensache gerät, macht das schon nachdenklich.
Selbst die bisherigen -ohnehin schon niedrigen- Produktionsstandarts werden weiter und weiter nach unten gedrückt.
Lohndumping bei Kindern, die Teppiche für Europa knüpfen, ist sehr wohl ein
Thema !

Manche Firmen, wie z.B. der amerikanische Sportbekleidungshersteller NIKE, produziert überhaupt nicht mehr in ihrem Ursprungsland, den USA ! Die Produktion ist komplett in Billigstlohnländer in Asien ausgelagert worden.
Aber das Image, dass es sich um eine "coole", amerikanische Marke handelt wird weiter fleißig bedient und der hiesige Verbraucher fällt (nur zu gerne?) darauf rein.
Auf wessen Kosten wohl ? Die Arbeiter in den asiatischen Fabriken bekommen nicht mehr Lohn, weil die Firma ja einen Dreh gefunden hat, ihre Kosten noch weiter zu senken !

Da kann man dann sehen, wohin ständiger Lohnverzicht und Anpassung an die "betrieblichen Erfordernisse" führen können.
Den Arbeitern von NIKE wurde die selbe Litanei abgerungen, wie sie jetzt auch bei uns beginnt. Genützt hat es ihnen nichts.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich denke, dass Entwicklungshilfezahlungen nicht mehr an Regierungen geleistet werden sollten, sondern direkt und vor Ort in -begleitete Projekt die den Menschen direkt zu Gute kommen- investiert werden sollten.
Es gibt zu viele, sagen wir mal, fragwürdige Regierungen, denen ich lieber
kein Geld anvertrauen würde. Die Finanzierung des 16 Rolls-Royce irgendeines Potentaten, möchte ich mit meinen Steuern nicht übernehmen. Sicher liegt hier auch ein guter Teil der Ursachen, für die relative Erfolglosigkeit unserer bisherigen Hilfen.

Handelsschranken, die die "dritte Welt" von unseren Märkten ausschließen, aber zulassen, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit von Konzernen "der ersten Welt" weiter ausgebaut wird, müssen fallen. Geschäfte sollten für beide Seiten fair sein.
Ist dies nicht eine Grundmaxime unseres Wirtschaftssystems ? Warum gilt das
dann nicht für alle ?

Grenzenlose Ausbeutung von Rohstoffrecourcen , ohne dafür eine adäquate Gegenleistung zu erbringen, ist kein gutes Geschäft, sondern Diebstahl.

Und zuletzt: Keine Unterstützung von Firmen, die sich dieses unfaire System zunutze machen. Allerdings: Die Umsetzung dürfte sehr, sehr schwierig werden. Da die Kaufkraft in unserem Land auch immer mehr sinkt, wird es für kritische Verbraucher -aus rein materiellen Überlegungen- immer schwieriger, auch danach zu handeln. Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen hier bei uns, dies alles nicht unterstützen wollen. Manchmal ist die eigene Lage allerdings so ernst, dass es nicht anders geht.

Ein perfides System, dass da installiert wird. Letztlich nutzt es den dafür Verantwortlichen !

Daher kann die Verbesserung der hiesigen Lebensumstände, mit einer Verbesserung der Lebensumstände in den produzierenden Ländern einher gehen. Menschen, die über mehr Kaufkraft verfügen und es sich leisten können zu wählen wo und was sie kaufen,
haben dann wirklich die Möglichkeit, eine bewußte Entscheidung GEGEN falsche
Bedingungen bei der Herstellung ihrer Produkte zu treffen.

Wenn Sie es sich leisten könnten: Wo würden Sie ihr Mittagessen lieber einnehmen...beim Mc Donalds um die Ecke, oder im 4-Sterne Restaurant ?

Ich hoffe, dass ich ihre Frage wenigstens im Ansatz beantworten konnte.

C-P Matetzki