Frage an Claus-Peter Matetzki von Nils L. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Matetzki,
ich bin angehender Elektrotechniker Meister.
Wird "Die Linke" in Zukunft den Meistertitel erhalten? Wird der Meistertitel wieder pflicht, für jeden Betrieb, um eine gute Ausbildung überhaupt zu realisieren und Ausbildungsplätze zu erhalten?
Wie soll das Handwerk bei den Dumpingpreisen in Zukunft überhaupt für eine attraktive Ausbildung sorgen?
Ich werde später ausbilden, wenn ich die Möglichkeit dazu überhaupt gegeben habe..
Mfg. N.Läpple
Hallo Herr Läpple.
Ich denke, dass es grundsätzlich durchaus sinnvoll ist, den Meistertitel zu erhalten.
In der Regel ist davon auszugehen, dass der- oder die Jenige, die einen Meistertitel hat, ein höheres Fachwissen aufweist.
Das kann für die Ausbildung von jungen Leuten und für eine sichere Ausführung bestimmter Gewerke, nur von Vorteil sein.
Bei vielen sicherheitsrelevanten Arbeiten ist es mir auch lieber, dass nur jemand der sich wirklich gut auskennt, z.B. an meiner Heizung oder am Starkstrom hantiert.
Allerdings:
Ich denke auch, dass es einer Abwägung bedarf, in welchen Bereichen ein Meistertitel wirklich erforderlich ist.
Wenn ein Selbstständiger, z.B. "einfachere Dienstleistungen" anbieten will und damit Arbeitsplätze schafft,
sollte man ihm / ihr nicht noch zusätzliche Steine in den Weg legen.
Wenn -von der fachlichen Seite aus gesehen- nichts dagegen spricht, sollte in bestimmten Bereichen vom Meisterzwang abgewichen werden dürfen. Es ist z.B. nicht ersichtlich, warum ein Kfz-Mechaniker-Geselle, der einen Ölwechselservice anbieten möchte, unbedingt einen Meistertitel haben muß !
Das der Meistertitel für jeden Ausbildungsbetrieb zur Pflicht wird, kann ich mir nicht vorstellen, da z.B. in vielen Bereichen gar keine Meistertitel vorgesehen sind und trotzdem eine gute Ausbildung geleistet wird.
Dies ist natürlich immer individuell. Ich kenne Meisterbetriebe, die sehr schlecht ausbilden und Betriebe ohne Meister, die hervorragende Ausbildungsarbeit leisten. (Und umgekehrt, natürlich !)
Die enormen Probleme von Handwerksbetrieben, die um das nackte Überleben kämpfen müssen, sind in der Tat ein riesen Problem für den gesamten Arbeitsmarkt. Daher halte ich es für zwingend erforderlich, dass mittlere und kleine Betriebe in Handwerk, Handel und Dienstleistung, eine deutliche und wirksame Förderung des Staates erhalten.
Vorstellbar wären z.B.drastische Steuernachlässe und die Schaffung von, der betrieblichen Leistungsfähigkeit angepaßten, Körperschafts- und Sozialabgaben.
Es kann nicht sein, dass der kleine Handwerksbetrieb einem gleichen Satz unterliegt, wie der internationale Großkonzern(der aber seinen Verpflichtungen garnicht nachkommt, weil er tausend halblegale Steuertricks anwenden kann !).
Die Arbeitsplätze die geschaffen werden, werden von mittleren und kleinen Betrieben bereitgestellt.
Daher sollten diese auch besonders gefördert werden. Die Finanzierung von Arbeit, ist immer günstiger (und sozialer) als die Finanzierung von Arbeitslosigkeit !
In sofern, betrachte ich -besonders die regionalen Handwerksbetriebe- als tragende Säule unserer Wirtschaft.
Leider erfahren sie bisher nicht die Hilfe, die ihnen eigentlich zusteht !
Dies möchte ich gerne ändern.
Grüße aus Rellingen.
C-P Matetzki