Frage an Claudia Schmidtke von Dr. Lienhard W. bezüglich Gesundheit
Guten Tag, Frau Dr. Schmidtke,
Minister Spahn schlägt als neueste Lockerung vor, Fitneßstudios zu öffnen: „Partys oder Volksfeste bergen ein extrem hohes Risiko. Wer dagegen mit dem nötigen Abstand zu anderen in einem Geschäft einkaufen geht oder sich beim Sport im Fitnessstudio fit hält, sollte das tun können.“ (Quelle ZDF online.de, am 25. April 2020, 06:53 Uhr)
Ich besuche eines der größten Fitneßstudios Berlins. In den fensterlosen Umkleideräumen dort herrscht solche Enge und ein solcher Betrieb, daß es nicht möglich ist, den Mindestabstand von 1,50 m einzuhalten. Die Umkleideräume bergen daher ein extrem hohes Ansteckungsrisiko. Masken zu tragen beim Umkleiden ist verständlicherweise ebenfalls nahezu unmöglich.
Sind Sie auch der Meinung von Minister Spahn, Fitneßstudios wieder zu öffnen?
Wie soll das Ansteckungsproblem dort nach Ihrer Meinung gelöst werden?
Will Herr Spahn seinem Parteifreund Laschet Rückenwind zublasen? Anlaß dazu gäbe es.
Denn Ministerpräsident Laschet ist mit seiner Corona Lockerungspolitik in die Kritik geraten. Herrn Laschets Politik begünstigt MÖBELLÄDEN in NRW. Und durch einen reinen Zufall ist der Chef einer NRW MÖBELKETTE zugleich CDU-Großspender. Und derselbe Großspender finanziert auch die (in seriösen Wissenschaftskreisen unübliche) Vermarktung der umstrittenen Heinsberg-Studie des Prof. H. Streeck durch die PR-AGENTUR Storymachine. (Quelle: www1.wdr.de, 24. April 2020, 11.45 Uhr)
Angesichts einer Ansteckungsrate von 0,9, die nur hauchdünn unter der Eskalationsgrenze liegt, finde ich die Lockerungsdiskussion von Seiten des Ministers Spahn verfrüht und in dieser Form unangemessen.
Wie stehen Sie dazu?
Beste Grüße
Lienhard Wawrzyn
Sehr geehrter Herr Dr. Wawrzyn,
zunächst vielen Dank für Ihre Frage über Abgeordnetenwatch.de zur Wiedereröffnung der Fitnessstudios, auf die ich gerne ausführlich eingehen möchte.
Auch mir ist wichtig, dass die Menschen beweglich bleiben und ihr Immunsystem stärken und dies trotz der COVID-19-Pandemie geschehen kann. Daher habe ich mich bereits vor einiger Zeit um das Thema gekümmert und dazu unter anderem ein Fitnessstudio in meinem Wahlkreis besucht, um mir vor Ort ein Bild zu machen. Siehe dazu bitte auch die Berichterstattung in den Lübecker Nachrichten: https://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Corona-Krise-Luebecks-Fitnessstudios-kaempfen-um-Wiedereroeffnung
Natürlich mussten die Betreiberinnen und Betreiber in ihren Studios bestimmte Maßnahmen einführen und diese aktuell und bis auf Weiteres vor Ort konsequent durchsetzen. Nur so kann vermieden werden, dass Fitnessstudios zu Corona-Hotspots werden.
Zu den wirksamen Einzelmaßnahmen gehören neben genügend Abstand, einer begrenzten Anzahl Trainierender und einer angemessenen Belüftung natürlich auch ausreichende Möglichkeiten der Handdesinfektion.
Eine ganze Reihe weiterer wichtiger Maßnahmen muss hinzutreten, so dass das Ansteckungsrisiko vermieden werden kann. Sie hatten in Ihrem Schreiben ja beispielsweise die Enge in den Umkleideräumen Ihres Fitnessstudios genannt. Hier mussten natürlich sachgerechte Problemlösungen gefunden werden. In meinem Heimatland Schleswig-Holstein bleiben Sammelumkleiden und auch Gemeinschaftsduschen geschlossen. Die Trainierenden erscheinen direkt in Sportbekleidung im Fitnessstudio.
Wichtig ist, dass sachgerechte Hygienekonzepte in den Studios vorhanden sind und umgesetzt werden, dann können die Trainierenden ihren Fitnessaktivitäten wieder nachgehen.
Mittlerweile ist der Betrieb von Fitnessstudios in fast allen Bundesländern ja wieder angelaufen. Schleswig-Holstein gehört dazu, seit kurzem auch Berlin. NRW hat bereits seit dem 11. Mai mit der Wiedereröffnung unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen begonnen.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihre
Prof. Dr. Claudia Schmidtke