Frage an Claudia Schlaak von Luise S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Schlaak,
Ich habe mir das Programm von Ihrer Partei in Treptow-Köpenick durchgelesen. Auf Seite 9 heißt es : "Nachdem der Flughafen BBI in Schönefeld nun nicht mehr zu verhindern ist, (...)".
Meine Frage an Sie: Warum distanzieren Sie sich von einem Beschluss den die Grünen-Fraktion zu Recht (!) ins Abgeordnetenhaus eingebracht hat und dem dann die anderen Fraktionen zustimmten?
Wenn heute immer über Sperenberg als bessere Möglichkeit gesprochen wird, und das impliziert Ihr Programm ja auch, dann wird vergessen was für unglaubliche ökologische Schäden dadurch verursacht worden wären. Millionen von Bäumen hätten wegen der zu bauenden Verbindungsstraßen nach Berlin sterben müssen. Der Weg zwischen Stadt und Flughafen wäre viel weiter gewesen als heute mit einem dementsprechend größeren Ausstoß an CO2 ganz abzusehen von vielen grausamen Wildunfällen, die mit der Zeit vielen Rehen und Wildschweinen das Leben gekostet hätten. Die Menschen, die nun demonstrieren, werden nur Lärm abbekommen, der etwas nervt, aber nicht tötet. In einer Stadt ist das nicht so ungewöhnlich.
Für mich als Grünen-Wählerin aus tiefstem Herzen ist der Standort Schönefeld aus ökologischen Gründen am sinnvollsten und ich würde gerne wissen, ob sie diese Ökologie auch vertreten, selbst wenn diese Lösung vielleicht für manche Menschen etwas unangenehm ist und es als Politikerin Mut kostet, auch diese Wahrheit zu benennen.
Mit freundlichen Grüßen,
Luise Schneider
Liebe Frau Schneider,
haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre Frage.
Einerseits gebe ich Ihnen recht, denn natürlich hat der Standort Schönefeld auch Vorteile - einige haben Sie genannt. Allerdings gibt es gleichzeitig viele Nachteile, abgesehen einmal von den Verfahrensfehlern, die bei der Durchsetzung des Standorts begangen wurden. Es fehlt ein transparenter und offener Umgang der regierenden Politiker mit den konkreten Planungen - ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir führt das zu großem Misstrauen. Man muss sich nur einmal die Diskussion um die Flugrouten anschauen: Es ist für mich nicht ökologisch, wenn mit dem Müggelsee eine Naherholunsgregion für viele Menschen durch Lärm und Abgase zerstört werden soll. Ich will, dass die wirtschaftlichen Interessen von Flughafengesellschaft und Fluggesellschaften nicht die alles dominierende Rolle spielen. Es kann bis zum heutigen Tag überhaupt keine Rede davon sein, dass sich die Gesellschafter des Flughafens, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund, ernsthaft um einen Interessenausgleich bemühen. So ist es kein Wunder, dass die Menschen in der Region den Flughafen und seine Folgen als Kriegserklärung wahrnehmen. Die Landesregierungen in Berlin und Potsdam müssen diese aggressive Politik zu Lasten von Mensch und Umwelt beenden!
Der Standort und Betrieb eines Flughafens bringt immer für einige Menschen Vorteile (wohnortnahe Jobs, Mobilität), aber für andere Nachteile (Lärm, Verlust der Grundstückswerte, Unfallrisiko, Zufahrtverkehr, etc.) mit sich. Umso wichtiger wäre es, dass alle Betroffenen (Anwohnerinnen und Anwohner, Bauherren, Planer, Unternehmer, …) gemeinsam an Lösungen arbeiten. Aus dieser Sicht ist der Flughafen Schönefeld kein Vorzeigeobjekt! Wir fordern darum einen ehrlichen Bürgerdialog.
Ich denke, die Nachteile überwiegen. Fragen Sie einmal die Anwohnerinnen und Anwohner rund um den Flughafen Tegel, was es bedeutet Tag und Nacht "überflogen" zu werden. In jedem Fall muss darum in Schönefeld ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr her - im Sinne aller Anwohnerinnen und Anwohner. Auf lange Sicht schadet Lärm übrigens empfindlich der Gesundheit - und vergessen Sie nicht die Kerosinabgase direkt über den bewohnten Gebieten. Von dem tödlichen Risiko, das jederzeit über die Anwohnerinnen und Anwohner hinwegfliegt, ganz abgesehen! Die weiter von Berlin entfernten Alternativen hätten deutlich weniger Menschen belastet.
Doch die Berliner Politik kann für die Betroffenen noch Einiges tun: Nach der Sicherheit muss Lärmschutz das wichtigste Thema in den Abwägungen sein, auf jeden Fall vor der Wirtschaftlichkeit. Dies steht im Gegensatz zu den Positionen des Berliner Regierenden Bürgermeisters! Bei einem Verzicht auf gleichzeitige Starts auf beiden neuen BBI-Startbahnen besteht zudem mehr Spielraum für eine Lärmoptimierung für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Der Flughafenbetreiber, also in diesem Fall Bund und die beiden beteiligten Bundesländer, bestellen, welche Start-/Landepraxis erfolgen soll. Die Vorgabe zeitgleiche Starts durchzuführen bzw. eben darauf zu verzichten, kommt von dieser Stelle. Darauf wollen wir Grüne in einer Beteiligung an der Landesregierung einwirken.
Liebe Grüße
Claudia Schlaak