Frage an Claudia Roth von Karl G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Frau Roth,
was halten Sie von diesem Vorschlag:
Kinder aus Migrantenfamilien, die in Deutschland geboren sind und bei der Einschulung nicht über die nötigen Deutschkenntnisse verfügen, werden zu einem Intensiv-Deutschkurs verpflichtet.
Dieser Intensiv-Deutschkurs wird finanziert mit dem Kindergeld des betreffenden Kindes.
Das heißt während die Schulung läuft bekommen die Eltern kein Kindergeld.
Sobald die Schulungsmaßnahme abgeschlossen ist, also das Kind am normalen Unterricht teilnehmen kann, geht das Kindergeld wieder an die Eltern.
Dieses Vorgehen wäre effektiv, kostenneutral und würde mittel- und langfristig dazu führen, dass die Eltern ihre Kinder zweisprachig erziehen um sich das Kindergeld zu sichern.
Sehr geehrter Herr Germann,
von diesem Vorschlag halten wir nichts. Denn das Kindergeld ist für spezifische Mehrkosten gedacht, die den Familien mit Kindern entstehen. Ihr Vorschlag würde bedeuten, dass Familien von Kindern mit unzureichenden Deutschkenntnissen, die mehrheitlich und nachweislich eher den sozialschwachen Gesellschaftsschichten angehören, zusätzlich benachteiligt werden. Außerdem würde es eine Art Privatisierung der Bildungskosten aufgrund der Armut und strukturellen Benachteiligung in diesem sozialen Segment bedeuten.
Die hier Geborenen sind Kinder dieses Landes, gleichgültig welcher Herkunft die Eltern oder Großeltern sein mögen. Unzureichende Sprachkenntnisse werden bei Kindern vieler sozialschwacher Familien festgestellt, genauso unabhängig von der ethnischen Herkunft. Diese Defizite zu beheben, ist eine gesamtgesellschaftliche Bildungs- und sozialpolitische Aufgabe. Das bedeutet im Konkreten flächendeckende Kindertagesstättenangebote mit sozial vertret- und leistbaren Gebühren, damit jedes Kind in den Genuss einer entsprechenden vorschulischen Maßnahme und Erziehung kommen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Das Büro-Team von Claudia Roth