Frage an Claudia Roth von Bernhard R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr verehrte Frau Roth,
zu meiner Studentenzeit wurde von Ihren politischen Freunden, z.B. Daniel Cohn-Bendit, Nacktheit für Kinder im Kindergarten gefordert und im AStA-Kindergarten an der Uni Frankfurt auch aktiv praktiziert.
Heute entnehme ich einer Meldung von n-tv, daß ein Kindergarten in Duisburg für 4 Wochen geschlossen wird, nachdem ein türkischer Vater sich öffentlich gegen die Praxis in dem Kindergarten gewandt hatte, wonach dort einige Kinder unbekleidet spielen konnten. Das gesamte Personal des Kindergartens wird entlassen.
Mich interessiert Ihre Meinung zum Verhalten des Jugendamtes in Duisburg.
n-tv bezeichnet den Vorgang als "kein Musterbeispiel für Integration". Stimmen Sie dem Urteil von n-tv zu?
Werden Sie und Ihre Partei sich öffentlich gegen solches Verhalten eines Mitbürgers mit Migrationshintergrund und das beschriebene Vorgehen deutscher Behörden aussprechen?
Für Ihre Antwort sage ich Ihnen im Voraus herzlichen Dank.
Bernhard Riffel
Sehr geehrter Herr Riffel,
nach dem Lesen Ihrer Schilderung fragt man sich, warum der Protest eines Vaters nicht dazu führt, dass er sein Kind nicht mehr hinschickt, sondern die Schließung des Kindergartens und die Entlassung des Personals die Konsequenzen sein sollen. Nach unseren Recherchen im Internet ist aber genau dies passiert: als bekannt wurde, dass es im Kindergarten einen Raum gab, in dem Kinder nackt spielen konnten, schickten zwei Drittel der Eltern ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten. Auf einer Elternversammlung wurde dann beschlossen, den Kindergarten vorübergehend zu schließen.
Uns ist allerdings nicht klar, was das mit mangelnder Integration zu tun hat bzw. wieso wir uns „öffentlich gegen solches Verhalten eines Mitbürgers mit Migrationshintergrund“ aussprechen sollen. Der türkische Vater, den Sie erwähnen, war ganz offenbar mit der Mehrheit der Eltern einer Meinung. Das Jugendamt Duisburg und die Staatsanwaltschaft werden den Fall sicher weiterhin gut betreuen. Unsere Einmischung ist nicht erforderlich.
Mit freundlichen Grüßen
Das Büro-Team von Claudia Roth
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