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Claudia Roth
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Frage von Albrecht K. •

Frage an Claudia Roth von Albrecht K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Roth,

der bekannte Soziologe und Ökonom Gunnar Heinsohn schreibt über die Migration in Deutschland:

"Wo andere Länder 55 % (USA), 75 % (UK) oder 99 % (Kanada) Qualifizierte unter ihren Einwanderern haben, gelingt Deutschland mit lediglich 5 % etwas so Originelles wie die Dequalifizierungsspirale, in der jüngere Jahrgänge schlechter ausgebildet sind als ältere, obwohl doch die Anforderungen in Zukunft nur steigen können."
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/gunnar_heinsohn_strategie_gegen_deutschlands_demographischen_und_paedagogis/

Ist es angesichts dieser Tatsachen wirklich angebracht, an der aktuellen Einwanderungspolitik festzuhalten, bei der de facto jeder nach Deutschland kommen kann und nach einigen Jahren einen deutschen Paß erhält, oder sollte man nicht statt dessen ein System wie Kanada einführen, bei dem gezielt die Einwanderer ausgewählt werden, die wirklich benötigt werden, und alle anderen abgewiesen werden?

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Klein

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Klein,

es ist in der Tat nicht angebracht, an der aktuellen „Einwanderungspolitik“ festzuhalten. Denn es gibt keine Einwanderungspolitik in Deutschland, die diesen Namen und diese Bezeichnung verdienen würde, sondern ein Sammelsurium von bürokratischen Monstern und Verordnungen, die eher eine Einwanderungsverhinderungsbürokratie ist. Offensichtlich haben Sie Ihre Informationen aus Internetforen oder Forderungskatalogen der politischen Organisationen, die sich nicht an genaue Statistiken und Fakten halten. Denn weder de facto noch de Jure kann jeder nach Deutschland kommen. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen, die unser Land im Rahmen der entsprechenden UNO-Konventionen und humanitären Verpflichtungen eingegangen ist, belegt Deutschland einen der hinteren Listenplätze unter den reichen Industrieländern. Bei den Regelungen des Familiennachzugs gibt es offene Diskriminierungen von Menschen, die aus bestimmten Ländern kommen.

Im eigentlichen Bereich der Einwanderungspolitik fällt die Bundesregierung durch eine besondere Untätigkeit und Einfallsarmut auf. Unter dem Druck der Kritik aus Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit wird zwar am geltenden Recht fleißig gebastelt, das geschieht aber ohne ein überzeugendes Konzept für eine moderne Einwanderungspolitik. Wenn alle einstimmig der Meinung sind, dass Deutschland einen Riesenbedarf an Fachkräften und Hochqualifizierten hat, dann kann man das Problem mit alten Konzepten nicht lösen. Dazu brauchen wir eine echte Öffnung und Angebote, die besser sind als die der anderen Industrieländer.

Wie sich die Grünen eine moderne Einwanderungspolitik vorstellen, können Sie hier lesen:

www.gruene-bundestag.de/cms/integration/rubrik/3/3738.integration.html

www.gruene-bundestag.de/cms/integration/dok/232/232344.schwarzrote_migrationspolitik_ein_trauer.html

Mit freundlichen Grüßen

Das Büro-Team von Claudia Roth

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