Frage an Claudia Roth von Hartmut M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Roth!
In Hamburg gab es bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen einige Kompromisse, die man so nicht vorhersehen konnte, unter anderem bei den Studiengebühren.
Ich bin gegen Studiengebühren. Aber wenn z.B. eine Arztausbildung angeblich 500.000 Euro kostet- dieser ggf. ins Auslad gehen kann- so ist das ziemlich viel Geld für die Allgemeinheit.
Daher meine Frage: Kann man bei so teuren Ausbildungen nicht generell erwarten, dass man dem Staat Geld zurück bezahlt?
Erst recht, wenn man danach ins Ausland geht.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Frank Mueller
Sehr geehrter Herr Mueller,
das von Ihnen geschilderte Problem ist wohl bekannt, dennoch sind Studiengebühren nicht die richtige Lösung. Die Tatsache, dass gut ausgebildete Menschen sich eine neue Heimat suchen und ihre gute Ausbildung dorthin mitnehmen, also das Abwandern von Wissen, stellt viele Länder vor große und ungleiche Herausforderungen. Deutschland hat in den meisten Fällen vom sogenannten "Brain-Drain-Phänomen" profitiert. Menschen mit guter Schul- und Berufsausbildung sind vor allem aus den weniger entwickelten Ländern nach Deutschland gekommen. Das ist in der Globalisierungs- und entwicklungspolitischen Debatten ein sehr großes Kapitel für sich.
Seit die Arbeitsbedingungen insbesondere für junge Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern schwieriger werden, entscheiden sich nun auch in Deutschland gut ausgebildete Menschen, ihr Wissen mitzunehmen und im Ausland davon zu profitieren.
Noch ist nicht ausgemacht, dass die Mehrzahl von ihnen dauerhaft auswandert. Viele gehen höchstwahrscheinlich nur für eine gewisse Zeitspanne und kommen dann, bereichert um die Erfahrungen in anderen Ländern und Kulturen, zurück.
Wenn sie zurückkommen, zahlen sie, wie auch schon die Vorgängergenerationen, die Kosten ihres Studiums durch ihre Steuern mittelbar zurück. Das ist weiterhin der beste Weg der Finanzierung von Studienkosten. Schließlich ist dabei auch zu berücksichtigen, dass Bildung, und auch Hochschulbildung, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, von der die gesamte Gesellschaft in Form von Forschungsergebnissen, höheren Steuereinnahmen, höherer Produktivität, zusätzlichen Arbeitsplätzen etc. profitiert.
Darüber hinaus gilt es, für Ärztinnen und Ärzte, aber auch für Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die Forschungs- und Arbeitsbedingungen in Deutschland so zu verbessern, dass sie keinen rein wirtschaftlichen Grund für die Abwanderung haben.
Mit freundlichen Grüßen
Das Büro-Team von Claudia Roth