Frage an Claudia Roth von Anja K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Roth,
lange Zeit schätzte ich es, daß die Grünen offen für Werte wie Toleranz und Gerechtigkeit einstehen. Mittlerweile bin ich zutiefst enttäuscht. In einer Sendung auf WDR5 ("Hallo Ü-Wagen") bezeichnete die Duisburger Grünen-Abgeordnete Leyla Özmal die deutsche, nicht-muslimische Bevölkerung als "Ungläubige". Dies kann ich belegen: Einen Mitschnitt der Sendung finden Sie unter dem Link http://gffstream-9.vo.llnwd.net/c1/radio/hallouewagen/wdr5_hallo_ue_wagen_20071006.mp3 . Der Ausdruck fällt in Minute 29:42 sowie 35:40. Ich empfinde solche Äußerungen als beleidigend und rassistisch. Sie zeigen deutlich, wie wenig Respekt Frau Özmal vor Andersdenkenden hat, seien es nun Juden, Christen oder Atheisten. Eine solche Ausdrucksweise läßt sogar vermuten, daß eine Islamisierung der Gesellschaft von den Grünen angestrebt wird. Deshalb frage ich mich, ob dies der neue Parteikurs der Grünen ist. Bekanntlich fordern zahlreiche Koran-Suren zur Tötung Ungläubiger auf (z.B. Sure 2, Vers 191). Bedenkt man diese Gewalt-Aufrufe, finde ich die Wortwahl Ihrer Partei-Kollegin um so erschreckender, ja, sie macht mich wirklich fassungslos. (Und bitte ersparen Sie mir und sich in Ihrer Antwort den immer wiederholten und ebenso falschen und wissenschaftlich unredlichen Hinweise auf gewisse nicht gerade friedliche Stellen im Alten Testament - das AT wird von Christen nicht als wörtlich zu nehmende Handlungsanweisung interpretiert, der Koran fordert von Moslems jedoch eine wörtliche Lesart.) Meine Frage: Wie stehen Sie, Frau Roth, zu Frau Özmals Äußerungen? In Frau Özmals Augen sind Sie doch schließlich auch eine Ungläubige, oder täusche ich mich in diesen Punkt?
Mit freundlichen Grüßen
Anja Kiefer
Sehr geehrte Frau Kiefer,
im Auftrag von Frau Roth empfehle ich Ihnen die Lektüre ihrer Antwort vom 04.10.2007 unter den Fragen zum Thema Sicherheit. Die Antwort ist eine ausführliche Stellungnahme zum Thema „Islamisierung Europas“.
Sie beziehen sich in Ihrem Schreiben auf die Äußerungen von Leyla Özmal und bezeichnen sie als „Duisburger Grünen Abgeordnete“. Richtig ist, dass Frau Özmal Mitglied des Kreisvorstandes der Duisburger Grünen ist. Frau Özmal ist aber außerdem Integrationsbeauftragte der Stadt Duisburg und hat in dieser wichtigen Funktion an der Sendung „Hallo Ü-Wagen“ teilgenommen.
Ihre Kritik an den Äußerungen von Leyla Özmal sollten Sie bitte direkt an sie richten und nicht erwarten, dass andere Politiker diese kommentieren bzw. richtigstellen. So hätte Frau Özmal die Möglichkeit, sich als aktive Politikerin und Integrationsbeauftragte dazu zu äußern und wir müssten nicht über ihren Kopf hinweg urteilen.
Ich habe mir Zeit genommen und die von Ihnen angegebenen Passagen angehört. Ihre Behauptung kann ich nicht bestätigen und auch den Eindruck teile ich nicht, dass Frau Özmal in ihren Ausführungen die nicht-muslimische Bevölkerung als „ungläubige“ bezeichnet. Sie berichtete, dass viele Menschen, Gläubige wie Ungläubige, zur besagten Versammlung auf dem Marktplatz gekommen seien. Mit „Ungläubigen“ meint sie dem Kontext nach die Konfessionslosen deutscher und nicht-deutscher Herkunft. Sicherlich haben Sie etwas von Kirchenaustritten in Deutschland gehört oder auch von Menschen, die zwar aus der Türkei oder anderen islamischen Ländern kommen, aber keine Gläubigen sind. Die Integrationsbeauftragte berichtete darüber, wie diese Menschen miteinander diskutierten, sich informierten und sich kennen lernten. Von einem Kulturkampf, wie Sie ihn hineininterpretiert haben, war nicht im Geringsten die Rede.
Mit freundlichen Grüßen
Ali Mahdjoubi
Wissenschaftlicher Mitarbeiter