Frage an Claudia Roth von Andreas M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Roth,
bei Ihrer Rede zum 40. Jahrestag des Attentats auf Rudi Dutschke sagen Sie an einer Stelle: „ …..- in Gefolgschaft eines Götz Aly, der sich nicht entblödet, die Studentenbewegung mit der Nazibewegung zu parallelisieren.“
Auf Seite 167 seines Buches –Unser Kampf 1968- beschreibt Götz Aly, wie im Juni 1969 Theodor W. Adorno in „aüßerster Depression“ seinem Freund Herbert Marcuse berichtet, wie „man in Frankfurt den israelischen Botschafter niedergebrüllt hat“.
Adorno erläutert Marcuse wie folgt: „Du müsstest nur einmal in die manisch erstarrten Augen derer sehen, die, womöglich unter Berufung auf uns selbst, ihre Wut gegen uns kehren.“ Adorno erläutert weiter, wie erschütternd es sei, „mit welcher Inbrunst die ahnungslosen Jünglinge und Jungfrauen [……] ihre proarabischen Sprüche herunterleiern.“
Ich erinnere an die Selektion von Entebbe, wo Deutsche der Revolutionären Zellen Juden von den übrigen Passagieren aussonderten: Zitat Wikipedia: „Diese Aussonderung wurde von dem deutschen Terroristen Wilfried Böse übernommen. Als ihm ein Holocaustüberlebender dabei seine eintätovierte Häftlingsnummer zeigte und ihn so an die Selektion in den Konzentrationslagern erinnerte, erwiderte Böse auf den darin implizierten Vorwurf, er sei kein Nazi, sondern Idealist.“
Frage:
Warum fällt es anderen Deutschen so schwer, sich ernsthaft und selbstkritisch mit diesem Teil der deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen?
In diesem Zusammenhang möchte ich noch ein Zitat aus Daniel Goldhagens Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ erwähnen: „Will man die Durchführung des Holocaust verstehen und erklären, muß man also darlegen, warum die Deutschen damals von einem derartigen Drang, Juden zu töten, beherrscht waren.“
Frage:
Warum waren damals deutsche Studenten so besessen, nur etwa ein viertel Jahrhundert nach dem Holocaust, Juden zu drangsalieren und den Staat Israel in einer derart massiven Form zu diskreditieren?
Mit freundlichen Grüßen
A. Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
die kritische Anmerkung zu Herrn Alys Ansichten in einer Rede ist kein Anlass für uns, hier in eine Art Kommentierung von Behauptungen einzutreten, die Sie aus Büchern von Herrn Aly und Daniel Goldhagen übernehmen. Es sei an dieser Stelle jedoch der Hinweis auf zwei führende Fachwissenschaftler gestattet, die sich mit beiden Autoren und ihren Thesen ausführlich auseinander gesetzt haben:
http://www.zeit.de/1996/36/goldhage.txt.19960830.xml
Mit freundlichen Grüßen
Das Mitarbeiter-Team im Bundestagsbüro Claudia Roth MdB