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Claudia Roth
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Frage von Harald N. •

Frage an Claudia Roth von Harald N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Roth,

kürzlich habe ich ein Interview mit Ihnen in der "Welt" gelesen:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article110827610/Schwarz-Gruen-Nur-mit-Theo-Zwanziger-als-Kanzler.html

Darin sagen Sie: "Ich verbitte mir, mir vorschreiben zu lassen, wie ich zu leben habe"

Ich beglückwünsche Sie zu dieser Einstellung, die ich mit Ihnen teile. Auch ich verbitte mir, mir vorschrieben zu lassen, wie ich zu leben habe.

Was mich aber wundert: Die Grünen fordern allerhand Verbote für die Menschen in Deutschland.
Ihre Partei fordert z.B.

Motorroller-Verbot:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article9714060/Gruene-wollen-Motorroller-aus-dem-Verkehr-ziehen.html

Ein Fahrverbot am Wochenende:
http://www.wattgehtab.com/unternehmen-und-markt/grune-fordern-fahrverbot-an-wochenenden-0664

Ein Verbot von Automobil-Werbung:
http://www.welt.de/wirtschaft/article732306/Gruene-fordern-Verbot-von-Autowerbung.html

Ein Verbot von Süßigkeiten-Werbung:
http://www.stern.de/wirtschaft/news/maerkte/ernaehrung-gruene-fordern-verbot-fuer-suessigkeitenwerbung-1534712.html

Ein Verbot von Inlandsflügen:
http://forum.airliners.de/lofiversion/index.php?t51680.html

Ein Verbot ist immer auch eine Vorschrift, nämlich die Vorschrift, etwas zu unterlassen.

Ich möchte mit meinem Motorroller weiterhin zur Arbeit fahren. Wenn ich nach Berlin oder München reisen möchte, nehme ich gerne das Flugzeug.
Ich verbitte mir, wie oben gesagt, mir vorschreiben zu lassen, wie ich zu leben habe.

Wie passt es zusammen, dass Sie sich selber nichts vorschreiben lassen wollen und gleichzeitig mir alles Mögliche vorschreiben wollen?

Mit freundlichen Grüßen

H. Norvege

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Norvege,

es wäre besser gewesen, wenn Sie das Interview aufmerksam gelesen hätten, weil im Kontext der Antworten klar wird, um welche persönlichen Freiheiten es geht. Mit dem persönlichen Lebensstil ist das Erscheinungsbild gemeint, das bei Frauen eher und öffentlich thematisiert wird, mit dem Versuch, vor allem Frauen einen vermeintlich allgemein gültigen Standard aufzuerlegen.
In einer Gesellschaft, insbesondere in einer demokratischen, bedarf es jedoch gemeinsamer Regeln des Zusammenlebens.

Diese Regeln gibt es seit dem Zeitpunkt, seitdem die Menschen übereingekommen sind, dass ihr persönlicher Aktionsradius begrenzter Natur ist. Die vielen Links, mit denen Sie Ihre Fragen garnieren, sprechen für sich. All diese Bereiche sind längst ziemlich detailliert reguliert. Das ist und geschieht im Interesse der Allgemeinheit. Das bedeutet aber nicht, dass diese Regulierungen einen Ewigkeitswert hätten. Je nach Entwicklungsstand der Technik und der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse ist es legitim, darüber nachzudenken und entsprechende Vorschläge zu machen, wie das Miteinander mit weniger Gefahren, Risiken und negativen Effekten gestaltet werden kann. Das kann von der Allgemeinheit erkannt und demokratisch mit der Mehrheit im Parlament entschieden werden und nicht alleine von den Grünen. Es ist aber das Selbstverständlichste, dass politische Parteien in einer rechtsstaatlichen Demokratie für ihre Sicht der Dinge werben und Mehrheiten dafür organisieren.

Mit freundlichen Grüßen

Das Mitarbeiter-Team von Claudia Roth

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