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Claudia Roth
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Frage von axel s. •

Frage an Claudia Roth von axel s. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Mit Sorge beobachte ich die landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung meines Wohnortes und Niedersachsen überhaupt. Jedes Jahr kommen neue Biogasanlagen dazu, wodurch der Bedarf an Mais natürlich stetig wächst. Früher hatten wir viele Grünflächen, die ungenutzt waren. Ideal für Brachvögel, Kibitze (die man seitdem nicht mehr hört) Lärchen, Störche, Maulwürfe, Mäusebussarde, Turmfalken und und und. Natürlich auch für die Artenvielfalt der Insekten und nicht zuletzt die Optik (man konnte weit hinein ins Land schauen mit Wiesenflächen)
Jetzt schaut man zunehmend nur auf Maisfelder so weit das Auge reicht. Auf dem Weg von Zeven zu meinem Wohnort über Hatzte fast überall!!
Angeblich soll das CO2 neutral sein.
Ich sehe das so:
Ackerbestellung( pflügen, Aussaat, Ernte) kostet Sprit für Trecker und Häcksler. Außerdem hin und herfahren der Ware. Ist das in der Bilanz dabei?
Später Gülleverteilung des Bioabfalls auf Äckern.
Abgesehen dieser "Co2 Bilanz" werden die Flächen ausgelaugt, Unmengen Dünger braucht man (Ebenfalls natürlich vorher hergestellt - CO2 Bilanz?)
Die Artenvielfalt leidet und so weiter. Schlimm auch die E 10 Durchsetzung, was immer mehr dazu führt, dass Regenwälder dafür verschwinden müssen, da der Bedarf weltweit niemals mit vorhandenen Ackerflächen bestritten werden kann.
Wie stehen Sie und Ihre Partei zu Biogas und E 10?
Warum wird Windgas nicht gefördert? (Eine Initiative von greenpeace - Gasherstellung in Kraftwerken über Windenergie) Ein wirklich CO2 neutrales Biogas!! Ideal auch als Speicher der Energie bei weniger oder gar keinem Wind, da dann das Biogaskraftwerk einspringen kann
Über eine detaillierte Antwort wäre ich als Grünen Wähler sehr dankbar

Sie sind bereits die vierte Abgeordnete, der ich diesen Brief schreibe. Noch kein Grünen Politiker hat bisher geantwortet...schade

Mit freundlichem Gruß

Axel Schmidt

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schmidt,

die aktuellen Debatten ebenso wie Ihre Frage machen vor allem die Notwendigkeit der Energiewende deutlich. Was wir wollen, ist eine nachhaltige und ökologische Energiewende. Unsere Energieversorgung soll dabei zu 100% mit Erneuerbaren Energien sichergestellt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind wir auch auf die Nutzung von Biomasse, insbesondere für die Mobilität, angewiesen. So werden biogene Kraftstoffe auch mittelfristig, solange keine alternativen Antriebstechnologien existieren, für die Mobilität im Schwerlast-, Schiffs- und Luftverkehr gebraucht.

Die flächendeckende Ausbreitung von Maismonokulturen ist eine Fehlentwicklung, die auch wir mit Sorge beobachten. Denn die „Vermaisung“ ganzer Landstriche schadet Boden und Grundwasser und zerstört die Artenvielfalt. Verantwortlich hierfür sind eine falsche Agrarpolitik der schwarz-gelben Bundesregierung mit der Förderung von Fleischfabriken und falsche Anreize im EEG. Dieser Entwicklung muss mit klaren Vorgaben zur Einhaltung einer Fruchtfolge und der konsequenten Ausrichtung der gesamten Agarförderung auf eine umwelt-, natur- und tiergerechte Landwirtschaft begegnet werden.

Der falscher Anreiz wurde auch bei der Festlegung der Bundesregierung auf E10 zur Erreichung der Biokraftstoffziele gesetzt. Wir Grüne sehen diese Beimischungspflicht kritisch. Besser wäre eine Strategie gewesen, die auf nachhaltig produzierte reine Biokraftstoffe setzt. Die nachhaltige Produktionsweise ist auch hier entscheidend. Denn eine Abholzung von Urwaldflächen für Biokraftstoffe oder die Vertreibung von Menschen konterkariert den Nachhaltigkeitsgedanken und ist inakzeptabel.

Beide Beispiele zeigen, dass die Einführung von klaren Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse unerlässlich ist. Bereits existierende Standards müssen entsprechend weiterentwickelt und im Lichte der Nachhaltigkeitsprinzipien verschärft werden.

Für eine ökologische Energieversorgung ist auch Biogas aus Windkraft bzw. Windstrom ein wichtiger Baustein. Wir sind aber nicht der Meinung, dass das sogenannte Windgas die Nutzung von Biomasse vollständig ersetzen kann. Eine stärkere Forschungsförderung für die Herstellung von Windgasbefürworten wir.

Weitere Informationen entnehmen sie der Homepage der Bundestagsfraktion sowie dem Beschluss vom 20. September 2011 zur energetischen und stofflichen Nutzung von Biomasse:
http://www.gruene-bundestag.de/cms/energie/rubrik/0/83.energie.html
http://www.gruene-bundestag.de/cms/beschluesse/dokbin/391/391070.biomasse.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Das Mitarbeiter-Team im Bundestagsbüro

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