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Claudia Roth
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Frage von Hans-Günter G. •

Frage an Claudia Roth von Hans-Günter G. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Roth,

in Ihrer Antwort vom 12.07.2011, für die ich mich herzlich bedanke, schreiben Sie: "... ein realistischer Ausstiegsplan die einzige Möglichkeit, die Mehrheit der Menschen von der Notwendigkeit und Richtigkeit der Beendigung des atomaren Zeitalters zu überzeugen."

Wohlwissend, dass die große Mehrheit der Menschen für einen sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft ist ( http://www.focus.de/panorama/welt/tsunami-in-japan/umfrage-mehrheit-der-deutschen-will-atomausstieg_aid_609183.html ), suggerieren Sie in Ihrer Antwort, man müsse die Mehrheit der Menschen erst noch vom Ausstieg überzeugen. Im nächsten Satz geben Sie zu, dass ein Ausstieg bis 2017 möglich wäre.

Es gibt ernsthafte Wissenschaftler und Kenner der Materie, die einen Ausstieg bis 2014 für machbar und realistisch halten ( http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wer-wann-aus-der-kernenergie-aussteigen-will/4160488.html ). Wenn von Seiten der Regierung und nun auch von Ihrer Seite behauptet wird, dass die Stromversorgung gesichert werden muss und durch einen zu schnellen Ausstieg der Strompreis hoch und die Lebensqualität sinken würde, möchte ich Ihnen folgende Fragen stellen:

Wie hoch wäre der wirtschaftliche Schaden bei einem GAU, der bis 2022 täglich passieren kann?

Wie viel Lebensqualität bliebe den Überlebenden in einem solchen Gebiet noch übrig, wenn sie Haus, Hof und Heimat verlieren – siehe Japan?

Wären für die Menschen nicht alle Unannehmlichkeiten die sich aus einem sofortigen Ausstieg ergeben würden, nicht leichter, schneller und ohne Verstrahlung für Millionen von Jahren zu bewältigen, als ein GAU, der bis 2022 billigend - auch von Ihnen - in Kauf genommen wird?

Sollten Sie und Ihre Partei nach den nächsten Bundestagswahlen wieder Regierungsgewalt übertragen bekommen, wäre dann, mit den richtigen Koalitionspartnern (nicht die C-Parteien), ein sofortiger Ausstieg zumindest denkbar?

Für eine Antwort bedanke ich mich herzlich.

Hans-Günter Glaser

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Sehr geehrter Herr Glaser,

nur eine totalitäre Denke kann mit dem Begriff „sofortiger Ausstieg“ die Beendigung der Atomkraftnutzung innerhalb der nächsten Minuten, Stunden bzw. Tage meinen. So gesehen wäre ein Ausstieg im Jahre 2014 nach Ihrer Lesart kein sofortiger Ausstieg, denn man würde damit ein unverantwortbares Risiko eingehen! Es reicht nicht zu behaupten, ein Ausstieg wäre im Jahre 2014 möglich, aber dabei zu übersehen, dass die ganze Argumentation im Konjunktiv verfasst ist. Die zu schaffenden Voraussetzungen sind hierbei entscheidend. Natürlich halten wir einen Ausstieg im Jahre 2017 für möglich, wenn, und dieses Wenn ist ausschlaggebend, wenn schon heute mit einem ambitionierten und ehrgeizigen Ausbau der Erneuerbaren Energien begleitet von ebensolchen ehrgeizigen Maßnahmen für Energiesparen und Energieeffizienz begonnen werden würde. Die politische Realität ist aber, dass wir eine schwarz-gelbe Bundesregierung haben, die alles andere als Zukunft im Blick hat.

Fragen, die Sie im Konjunktiv und die Zukunft betreffend formulieren, mögen interessante Gedankenspiele hervorbringen. Sie haben aber mit den realen Mehrheitsverhältnissen im Bundestag nichts zu tun. Jede Antwort auf solche Fragen, die zwangsläufig im Konjunktiv sein müsste, wäre Wahrsagerei. Wir beantworten gerne alle Fragen, die sich auf die parlamentarischen Aktivitäten der Abgeordneten, auf die Beschlüsse und Konzepte und auf die Arbeit der Fraktion im Bundestag beziehen. Für die nächsten Bundestagswahlen werden wir ein sicherlich großes und ausführliches Atomausstiegskapitel im Wahlprogramm 2013 haben. Alles weitere wie mögliche Koalitionen, die zum Beispiel eine zeitgemäße Erhöhung und Anpassung von Sicherheitsanforderungen für die laufenden Atomkraftwerke durchsetzen müssen, wird anhand der Wahlergebnisse entschieden werden.

Offensichtlich haben Sie sich keine Zeit genommen, unsere erste und ausführliche Antwort durchzulesen. Die Strompreise waren bei unseren Antworten kein Thema. Damit agieren eher die Panikmacher der Atomlobby. Wohl sehr wichtig ist aber für die Akzeptanz des Ausstiegs die Versorgungssicherheit. Hier haben wir offenbar weit auseinander liegende Einschätzungen. Zur Einschätzung der Schäden bei einem GAU schicke ich Ihnen nochmals den Link zum Papier, das unsere Fraktion erarbeitet hat: http://www.gruene-bundestag.de/cms/atomausstieg/dokbin/374/374874.wer_zahlt_die_schaeden_eines_supergau.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Das Mitarbeiter-Team im Bundestagsbüro

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