Frage an Claudia Roth von Rene L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Dr. Roth
wie ich festgestellt habe, werben Sie neuerdings für Urlaub in Tunesien ( http://www.welt.de/politik/ausland/article13285471/Claudia-Roth-wirbt-fuer-Urlaubsreisen-nach-Tunesien.html ).
Mich würden in diesem Zusammenhang zwei Fragen interessen:
1) Wie verträgt sich Ihr Job als Werbeikone mit dem Bundestagsmandat? Welche Einnahmen erzielen Sie hieraus? Lassen Sie sich in Ihrem Abstimmungsverhalten in irgendeiner Weise durch den Tourismusverband, das tunesische Fremdenverkehrsamt oder die tunesische Fremdenverkehrsindustrie irgendwie sponsorn? Oder Ihre Partei?
2) Nach Tunesien kommt man klassischer Weise mit dem Flugzeug oder dem Schiff. Beides durchaus nach Ihrer Ansicht ganz ordentlichen CO2-Emittenten. Wie verträgt sich Ihre Tätigkeit als Werbeikone mit Ihrem Parteiprogramm, wonach Flugreisen nach Möglichkeit abgeschafft gehören? Wie stellen Sie sich einen umweltfreundlichen Weg für den klassischen deutschen Touristen mit rund zwei Wochen Urlaub vor?
Rene Lima
Sehr geehrter Herr Lima,
jenseits Ihrer Projektionen, die Sie in Frageform gießen, ist es ratsam, zunächst mal einen Blick in den vollständigen Text des Berichts zu werfen:
Die Zeitung „Die Welt“ vom 28.04.2011 berichtet folgendes:
„Claudia Roth hat die Deutschen aufgerufen, wieder Urlaub in Tunesien zu verbringen. Es handele sich um eine "Form von Unterstützung", so die Grünen-Chefin.
Grünen-Chefin Claudia Roth hat die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, Tunesien als Urlaubsland nicht länger zu meiden. „Die, die Urlaub machen wollen, sollten nach Tunesien kommen - das ist auch eine Form von Unterstützung“, sagte Roth am Donnerstag in Tunis. Rund drei Monate vor der - für den 24. Juli geplanten - ersten Wahl nach dem Sturz des Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali müsse alles unternommen werden, um dem Vorreiterland der nordafrikanischen Demokratiebewegung zu helfen.
„Es liegt auch in deutschem Interesse, dass es ein erfolgreiches Modell wird“, sagte Roth. Urlaub in Tunesien gilt dabei wieder als sicher. Der Tourismus in dem Mittelmeerland ist im ersten Quartal 2011 um 43 Prozent im Jahresvergleich eingebrochen. Viele Angestellte in der Branche verloren ihre Stelle.
Darüber hinaus spielten deutsche Stiftungen und andere Organisationen eine wichtige Rolle, dem wirtschaftlich angeschlagenen Land im Übergang zu helfen. „Der Umbruch ist überall spürbar“, sagte Roth anlässlich einer Reise zur Erkundung der Lage in Tunesien.
Zudem müsse den Kräften im Land der Rücken gestärkt werden, die eine Energieversorgung ohne ein in Vorplanung befindliches Atomkraftwerk mit französischer Kooperation wollen.“
Diese Äußerungen machen deutlich: Es geht um Touristen, die gerne in Tunesien Urlaub machen würden bzw. wollten, aber das Land angesichts der politischen Umbrüche in Tunesien und der Sicherheitsbedenken momentan meiden. es ist kein Aufruf, nur in Tunesien Urlaub zu machen. Dieser Einschätzung sind übrigens sowohl die deutsche Botschaft als auch die Vertretung der EU in Tunesien.
Die internationale Gemeinschaft macht sich seit Monaten Gedanken, wie sie Tunesien bei der Gestaltung der politischen Prozesse zu einer stabilen Demokratie hin unterstützen kann. Jahrzehnte lang hat Tunesien einseitig auf Tourismus gesetzt und eine gewaltige touristische Infrastruktur aufgebaut. Das ist der Ausgangspunkt, den die aktuellen Akteure der tunesischen Politik und Wirtschaft nicht ignorieren können. Zumindest in der Übergangsphase können die Menschen in diesem Land mit dem wirtschaften, was vorhanden ist. In diesem Zusammenhang ist es richtig und verständlich, Menschen dazu aufzurufen, bei ähnlich gelagerten Urlaubsplänen Tunesien nicht meiden und somit eine Unterstützung für die Menschen in Tunesien zu leisten.
Mit freundlichen Grüßen
Das Bundestagsteam von Claudia Roth MdB