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Claudia Roth
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Frage von Daniel B. •

Frage an Claudia Roth von Daniel B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Roth,

das Thema lautet Umwelt, also das Thema in dem sich Ihre Partei als einzigstes noch als wählbar darstellen könnte.

Ihre Partei spricht sich heute klar gegen die Laufzeitverlängerung für AKWs aus.

Auch sprach sich Ihre Partei für das Verbot von Glühbirnen aus und feierte das Verbot gegen die "konservativen und liberalen Liebesbezeuger für die Glühbirne"
Entsprechender Artikel:
http://www.gruene-europa.de/cms/default/dok/271/271084.energiesparende_leuchten_fuer_europa.htm

Hat sich das Grünen-Konzept hier wiedermal bewiesen? Erst schreien, dann fordern und beschließen und erst später über Folgen Gedanken machen???
Energiesparlampen sind eine super Sache- sie halten länger, verbrauchen weniger Energie usw.
Aber was, wenn in 10 Jahren die Lebensdauer der ersten Welle der Neuanschaffungen erreicht ist?
Sie zählen als Sondermüll, beinhalten hochgiftiges Quecksilber. Ein Recycling lohnt sich nicht, der Aufwand zur Rückgewinnung ist ein Vielfaches höher als die Neuproduktion.

Aus diesem Grund werden zurückgegebene Lampen gemahlen. Die Rückgabe gestaltet sich sowieso kritisch, da Ihre geniale Partei nicht an eine Rücknahmepflicht für den Handel gedacht hat.
Und die Krönung ist, der Staub wird Untertage eingelagert. Ein entsprechender Bericht findet sich hier:

http://www.youtube.com/watch?v=ZHt5k5nLQDU

Sehe ich es richtig, dass sich dank Ihrer Partei ein Wandel in der unter Tage Einlagerung in den nächsten 10-20 Jahren vollziehen wird?
Also weg vom Atommüll, hin zu hochgiftigen Quecksilber? Wenigsten wird der Atommüll dank Ihnen weniger, das Volumen des Quecksilbers zum heutigen Tag abzuschätzen dürfte jedoch ein grandioses Thema einer Doktorarbeit sein, auch wie es gelingen soll eine Wertstoffrückgewinnung der hochgiftigen Stoffe zu beschleunigen und attraktiver zu machen könnte in diese Doktorarbeit integriert werden.

In der Hoffung auf Antwort und auch Ihnen zu einem Abschluss verholfen zu haben verbleibe ich

MfG

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Basener,

ein Wohlstand wie der jetzige in den Industrieländern, der immer noch auf den intensiven Energie- und Rohstoffverbrauch setzt, wird weiterhin viel Müll und Abfall verursachen. Das lässt sich langsam und nur mit vielen Zwischenschritten und Übergangslösungen ändern bzw. reduzieren. Zum Teil kann das mit technischen Innovationen geschehen, zum Teil mit Lenkungsfunktionen von Gesetzen, zum Teil mit marktwirtschaftlichen Instrumenten und Wirtschaftlichkeit dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und zum Teil mit bewussten Entscheidungen von Verbrauchern, auf einiges zu verzichten.
Ihre Wahrnehmung der Verhältnisse im Europaparlament und in der EU-Kommission sind sehr eigentümlich! Denn die Mehrheitsverhältnisse im Europaparlament und in der EU-Kommission sind überdeutlich, um die dort gefassten Beschlüsse und getroffenen Entscheidungen den Grünen anzulasten oder unzureichende Punkte in den Entscheidungen ihnen vorzuwerfen. Selbstverständlich beteiligen sich die Grünen an der Gestaltung der EU-Politik, aber noch von der Opposition aus.

Niemand redet die Giftigkeit von Quecksilber und die damit verbundenen Gefahren klein. Bei den Debatten zu Energiesparlampen stand unter anderem die Abwägung im Vordergrund, was das kleinere Übel ist. Die temporäre Nutzung von quecksilberhaltigen Energiesparlampen wird deshalb akzeptiert, weil sie ca. 80% weniger Strom verbrauchen als konventionelle Glühbirnen. Der aktuelle deutsche Strommix besteht zu ungefähr 43% aus Kohle, bei dessen Verbrennung erhebliche Mengen Quecksilber ausgestoßen werden. Quecksilberhaltige Energiesparlampen tragen folglich und im Endeffekt zu deutlich weniger Ausstoß von Quecksilber bei, als konventionelle Glühbirnen.

Offensichtlich ist Ihnen die Form des giftigen Quecksilbers viel wichtiger als dessen freigesetzte Menge zum Beispiel durch die Kohleverbrennung. Aber das Problem mit der Lagerung von giftigem und gefährlichem Müll ist ja viel breiter und vielfältiger als nur mit dem Quecksilber.

Da wir in diesem Forum nicht im Chemie-Unterricht sind, empfehle ich Ihnen die aktuelle Stellungnahme des Umweltbundesamtes, warum Energiesparlampen im Endergebnis besser sind: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3964.pdf

Da steht unter anderem im Kasten 1, Absatz 1: "Durch die neuen EU-Vorschriften kann der Verbrauch gegenüber diesem Trend im Jahr 2020 um 39 Milliarden Kilowattstunden gesenkt werden - das entspricht der Jahresleistung von rund 10 Großkraftwerken (mit je 800 Megawatt). Damit einher geht auch eine Minderung der Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken in die Umwelt von mindestens 10 Prozent."

Mit freundlichen Grüßen

Das Bundestagsteam von Claudia Roth MdB

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