Frage an Claudia Bögel-Hoyer von Michelle S. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau Bögel,
wie stehen Sie zu dem Thema Krippe? Sind Sie der Meinung, dass es gut ist seine Kinder in die Krippe zu geben oder ist es doch besser, das die Mutter ihre Kinder selber erzieht.
Sehr geehrte Frau Schindler,
bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort. Gerne möchte ich Ihnen im Folgenden meinen Standpunkt zum Thema Krippe erläutern.
Obwohl die meisten Eltern ihre Kinder erfolgreich erziehen, gilt es in ganz besonderem Maße, das Angebot und die Qualität der Bildungsmöglichkeiten in den frühen Phasen der Kindheit zu verbessern. Ein in sich konsistentes System vorschulischer Einrichtungen ist eine Grundvoraussetzung für Bildung und Erziehung, aber auch für die Familienplanung junger Erwachsener und insbesondere junger Frauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Jedem ist selbst überlassen, ob er seine Kinder Zuhause betreut oder in die Obhut einer Krippe gibt. Je besser und mehr die Kinder von früh auf gefördert werden, umso besser sind ihre späteren Chancen in Beruf und Gesellschaft. Daher ist es unsere politische Aufgabe, ein entsprechendes Angebot zu schaffen, sodass sich Familien diesbezüglich frei entscheiden können. Es ist richtig, dass die Krippenplätze bis 2013 systematisch ausgebaut werden.
Die Bestandsaufnahme des derzeitigen Systems frühkindlicher Bildung zeigt erhebliche Schwächen. Das deutsche System der vorschulischen Bildung, Erziehung und Betreuung ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erheblich unterfinanziert. Daher setzt sich die FDP-Bundestagsfraktion für eine qualitative und quantitative Verbesserung der Chancen der jungen Generation in Bildung und Ausbildung nach folgenden Maßgaben ein:
- Es müssen pädagogische Ziele und Bildungsmindeststandards für Tageseinrichtungen entwickelt und eingeführt werden.
- Die Bildungsforschung muss insbesondere im Bereich der frühkindlichen Bildung intensiviert werden.
- Die Weiterbildung der an den Kindertageseinrichtungen Tätigen ist quantitativ und qualitativ zu stärken.
- Es sollen verbindliche Diagnosen mit Sprachstandserhebungen zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr eingeführt werden.
- Die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund muss aktiv und systematisch gefördert werden.
- Die Ausbildung von Erzieherinnen muss auf hohem Niveau konzeptionell und strukturell reformiert werden.
- Zur Unterstützung der Erziehungs- und Bildungskompetenz der Eltern ist ein umfassendes Erwachsenenbildungskonzept zu erarbeiten.
- In Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis ist auf eine gemeinsame Qualitätsentwicklung in der Tagespflege und auf Mindestvorgaben für die Qualität in der öffentlich geförderten bzw. vermittelten Tagespflege hinzuwirken.
- Für Kinder im Kindergartenalter ist das Angebot an Betreuungsplätzen vor allem im Hinblick auf regionale Unterversorgungen auszubauen und verstärkt zu Ganztagsangeboten mit Mittagsverpflegung auszuweiten.
- Im Hinblick auf die großen Defizite in den alten Bundesländern muss dort der quantitative Ausbau des Angebots für Kinder unter 3 Jahren dringend vorangetrieben werden.
- Der Übergang von der Objekt- zur Subjektförderung, d.h. von der Förderung der Einrichtungen hin zur Förderung der Kinder muss endlich angegangen werden.
- Um die Kommunen finanziell zu entlasten und um eine sinnvolle Förderung von Familien mit kleinen Kindern zu gestalten, wird die Familienförderung des Bundes um die Finanzierung dieser Bildungsgutscheine bzw. Pro-Kopf-Zuweisungen ergänzt.
- Im Sinne der Chancengleichheit und pädagogischer Erkenntnisse muss auch und gerade frühkindliche Bildung kostenfrei sein und nicht erst die schulische Bildung.
- Die Bundesländer werden aufgefordert, für alle Kinder einen frühen Besuch der Schule möglich zu machen. Dies kann z. B. durch die Einführung einer verbindlichen „Startklasse“ oder durch eine frühere Einschulung ab fünf Jahren für Kinder mit entsprechender Reife geschehen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meinen Standpunkt bezüglich der Frage „Krippe – Ja oder nein“ gut veranschaulichen. Sollten Sie weitere Fragen an mich haben, stehe ich gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Bögel MdB