Frage an Christoph Sonneberg-Westeson von Anjuschka W. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Sonneberg-Westeson,
Ihre Fraktion sowie die SPD treiben den Abbau der See-Stege und die Anlage eines zweiten Uferwanderwegs am Groß Glienicker See stetig voran.
Wie kann Ihre Partei diesen Beschluss unterstützen? Zu fordern, die See-Stege , die dort seit den 1930 Jahren stehen, aus Naturschutzgründen abzureißen , weil Sie angeblich aber nicht erwiesener Maßen schädlich für den See seien, und im gleichem Atemzug dort einen öffentlichen Wanderweg mit seinen Folgen anlegen zu wollen, spricht doch Hohn, wenn sogar die SPD öffentlich zugibt, das der Uferwanderweg nichts mit Naturschutz zu tun hat.
Und die Erfahrungen an anderen See-Uferwegen dies auch zur Genüge bestätigen, wo diese vor Hundekot und Müll überquellen. So wie die Brandenburgische Seite des Sees, deren Ufer komplett zertrampelt und naturnahe Ufervegetation praktisch nicht vorhanden ist.
Wie kann man in Spandau noch „grün“ wählen, wenn solche Projekte durch Sie unterstützt werden?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrte Frau Wagner,
das Entfernen der Stege und die Anlage eines Uferwanderweges auf der Spandauer Seite des Groß Glienicker Sees sind zwei Themenbereiche, die voneinander getrennt sind.
Meiner Meinung nach sind die Stege und Uferbebauungen mit geltendem Naturschutz- und Wasserschutzrecht nicht vereinbar. Ein natürlicher Wasser-Land-Übergang mit einer standorttypischen Vegetation wird durch die Stege und Bebauungen verhindert. Wir Grünen setzen uns für den Abbau der Stege ein, da nur eine möglichst natürliche Vegetation die Selbstreinigungskräfte des Sees dauerhaft stärkt. Angesichts der von uns begrüßten EU-Wasserrahmenrichtlinie führt an einem Abbau der Stege kein Weg vorbei. Natürlich hoffen wir darüber hinaus, dass eines Tages auf den Betrieb der Belüftungsanlage im Groß Glienicker See verzichtet werden kann. Die Wasserqualität am Groß Glienicker See ist gut. Erreicht wurde dies aber in erster Linie durch sehr viele öffentliche Gelder, die in die Sanierung des Sees und auch in den Betrieb der Belüftungsanlage geflossen sind und weiterhin fließen.
Planungsrechtlich ist gegen einen Uferwanderweg nichts einzuwenden. Der Berliner Flächennutzungsplan sieht für den Uferbereich auf Spandauer Seite Grünfläche und - auf Teilen der Halbinsel - Sportanlagen vor. Wochenend- oder Wohnbebauung ist hingegen nicht vorgesehen. Das rücksichtslose Verhalten einzelner darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die große Mehrheit der See-Gäste sowohl auf Spandauer als auch auf Potsdamer Seite vorbildlich verhält. Auch an anderen Uferbereichen in Spandau wie z. B. am Kiesteich oder an der Havel kann ich eine übermäßige Vermüllung trotz vorhandener Uferwege nicht beobachten. Die Ansicht, dass aus dem unvernünftigen Verhalten einiger Bürgerinnen und Bürger dass Recht abgeleitet werden kann, die mit Gesetzen und Planungsrecht nicht mehr vereinbare Nutzung von See-Anliegerinnen und -Anliegern aufrechtzuerhalten, teile ich nicht.
Die Haltung der Spandauer Grünen zum Uferwanderweg wird davon abhängen, welche Schlüsse aus dem kürzlich vorgestellten ökologischen Gutachten zum Groß Glienicker See gezogen werden müssen. Das Gutachten soll noch in diesem Jahr endgültig fertiggestellt werden. Bei unserer Meinungsbildung werden selbstverständlich auch die Empfehlungen und Hinweise der Naturschutzverbände wesentlich mit einfließen.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Sonnenberg-Westeson