Frage an Christoph Lehmann von Dietrich M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Lehmann !
1. Von den Herren Kandidaten Pflüger und Gröhler erhielt ich kürzlich einen CDU-Wahlwerbebrief, mit dem für Sie geworben wurde. Haben Sie den Brief mitverfaßt ?-
2. Ihre parteiliche Unabhängigkeit (auch in Ihrem Wahl-Faltblatt erwähnt) war mir bis zur Lektüre der vorstehenden, hier abgedruckten Anfragen und Antworten nicht ganz klar. Ich hoffte schon, Sie seien aus der CDU ausgetreten und trotzdem als von der CDU unterstützter und nominierter Kandidat im Rennen. Als Mitglied der Partei können Sie doch gar nicht richtig unabhängig von der Partei sein, denn Sie müssen doch die Parteiinteressen vertreten. Oder wie sehen Sie das ?-
3. Immerhin wählt man mit der Erststimme für Sie ja nicht den proportionalen Parteistimmenanteil im Abgeordnetenhaus mit. Sehe ich das so richtig ?-
4. Aus meiner Sicht ist die Werbung für Sie durch Ihren Parteifreund Pflüger recht nachteilig. Mit dem Hineindrücken dieses Spitzenkandidaten Pflüger hat Frau Dr. Merkel der CDU in Berlin sehr geschadet. Meinen Sie nicht auch, daß die CDU mit einem anderen Spitzenkandidaten einen besseren Erfolg erwarten könnte. Oder sind Sie doch nicht so parteiunabhängig, daß Sie das auch so sehen dürfen ?
5. Ich fürchte, mit Herrn Pflüger erzielt die CDU ihr schlechtestes Ergebnis. Werden Sie sich dann dafür einsetzen, daß für die nächste Wahl, vermutlich 2010, rechtzeitig ein besserer und für Berlin geeigneterer und überzeugender CDU-Kadidat nominiert wird ?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dietrich O. Müller
Lieber Herr Dr. Müller,
wenn ich darauf hingewiesen habe, dass ich von Partei und Mandat unabhängig bin, so habe ich damit nicht gemeint, dass ich nicht mehr Mitglied der CDU sei. Ich bin Christdemokrat und gedenke auch, dies zu bleiben. Allerdings gibt es in allen Parteien immer mehr Menschen, die in der Partei oder öffentlichen Mandaten einen Ersatz für eine berufliche Karriere sehen. Bei diesen Menschen hängt von der parteiinternen Kandidatenaufstellung und der späteren Wahl gelegentlich das gesamte berufliche Schicksal ab. In der Entscheidungsfindung unabhängig zu sein, fällt solchen Menschen sicherlich nicht immer leicht. Ich hänge weder von der Partei noch von irgendeinem Mandat beruflich ab - anders übrigens auch als Mitbewerber im Wahlkreis. Dies ermöglicht es mir, unbefangen meine eigenen Auffassungen zu vertreten. Darauf habe ich hinweisen wollen.
Richtig ist, dass Sie mit der Erststimme nur den Direktkandidaten wählen. Das Verhältnis der Parteien zueinander wird durch die Zweitstimme entschieden.
In dieser Wahl tritt die CDU mit Herrn Pflüger an. Ich bin Herrn Pflüger schon als jungem Mann begegnet, als er für Richard v. Weizsäcker in Berlin gearbeitet hat. Ich halte ihn für einen außerordentlich gebildeten und weitsichtigen Politiker, der das politische Leben in unserer Stadt in jedem Fall sehr bereichern wird. Insofern bin ich froh, dass er diese nicht leichte Kandidatur auf sich nimmt, wozu nicht jeder bereit gewesen wäre.
Zur Kandidatur bei den nächsten Wahlen werde ich mich äußern, wenn es soweit ist. Erst einmal hat jetzt der Wähler das Wort.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Christoph Lehmann